Die Corona-Pandemie war ein großer Einschnitt in unser aller Leben. Doch neben den zahlreichen Herausforderungen brachte sie auch einige positive Veränderungen mit sich.
So hat sich beispielsweise die Arbeitswelt durch die Einführung flexibler Arbeitsmodelle wie Homeoffice grundlegend gewandelt. Auch die strengen Dresscodes in vielen Unternehmen wurden aufgeweicht. Ob das jedoch eine positive oder doch eher negative Nachricht ist, ist zumindest diskutabel.
Was ist ein Dresscode?
Ein Dresscode ist im Wesentlichen eine Kleiderordnung, die festlegt, welche Kleidung in geschäftlichen, privaten oder kulturellen Kontexten erwartet wird. Dabei möchten wir betonen, dass sich ein Dresscode aus unserer Sicht ausschließlich auf die Kleidung bezieht. Körperliche Merkmale wie Tattoos oder Piercings sollten den persönlichen Entscheidungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überlassen bleiben.
Der Dresscode hat sich nicht erst seit der Pandemie gewandelt; er ist schon immer eng mit gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Tatsächlich begann der Wandel bereits in den 1960er-Jahren. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts Männer noch Anzüge mit Krawatte und Weste und Frauen Kostüme im Büro trugen, lockerte sich diese strikte Kleiderordnung in den 60ern. Männer ließen zunehmend die Krawatte weg und Frauen begannen, Hosenanzüge zu tragen – ein Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung.
Heute ist der Dresscode wesentlich vielfältiger und individueller. In vielen Unternehmen arbeiten Männer in Anzügen Seite an Seite mit Kollegen, die Jeans und T-Shirt tragen.
In diesem Beitrag wird im Übrigen häufiger von Männern gesprochen – nicht, um Frauen auszuschließen, sondern weil es aus Erfahrung oft Männer sind, die sich ohne klare Vorgaben weniger stilbewusst kleiden. Frauen hingegen, und hier erlaube ich mir als Mann dieses Urteil, zeigen in den meisten Fällen ein ausgeprägteres Modebewusstsein.
Die verschiedenen Stile
Im Wesentlichen lassen sich die verschiedenen Dresscodes für die Arbeit auf drei Hauptstile reduzieren. Natürlich gibt es theoretisch mehr als nur diese drei, aber wir konzentrieren uns im Folgenden auf die unserer Meinung nach wichtigsten.
Casual
Der Casual-Dresscode ist derzeit wohl der am weitesten verbreitete in der Unternehmenswelt. Im Grunde bedeutet „Casual“ ein entspanntes, aber dennoch vorzeigbares Outfit. Allerdings hat man manchmal den Eindruck, dass das Wort „vorzeigbar“ zunehmend in Vergessenheit gerät – vor allem, auch hier wieder, insbesondere bei Männern. Doch dazu später mehr.
Beim Casual-Dresscode trägt man in der Regel Khakis, Chinos oder Jeans, kombiniert mit einem Hemd oder Poloshirt und eventuell einem Jackett. Inzwischen hat sich auch ein gepflegtes, dezentes T-Shirt als Teil der Kleiderordnung etabliert. Das Outfit darf in diesem Fall gerne mit Sneakers abgerundet werden.
Business-Casual
Der Business-Casual-Look verbindet die Arbeits- und Freizeitwelt der Angestellten. Männer müssen hier zwar nicht im Anzug erscheinen, aber der Look sollte deutlich formeller sein als beim Casual-Dresscode – Jeans und Sneakers sind also tabu. Anstelle der Sneakers sollte man hier auf Slipper oder Loafer zurückgreifen.
Üblicherweise kombiniert man eine Chino oder Anzughose mit einem farbigen Hemd oder einem Pullover, der farblich zur Hose passt. Der klassische Haifischkragen kann dabei durchaus durch einen Button-Down-Kragen ersetzt werden.
Frauen kombinieren Röcke oder Stoffhosen mit einer Bluse. Dieses Outfit darf gerne durch einen Blazer ergänzt werden. An den Füßen können Frauen ebenfalls Slipper tragen, aber auch Stiefel oder Flats.
Business Formal
Der Business Formal-Look empfiehlt sich in vielen Branchen für Führungskräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu Terminen mit Kunden geladen sind. Hierbei tragen Männer zwei- oder dreiteilige dunkle Anzüge (Grau, Schwarz, Braun, Dunkelblau oder Cognac), kombiniert mit glatten Lederschuhen.
Frauen wählen ein Kostüm oder einen Hosenanzug. Bei dem Hosenanzug gelten dieselben Regeln wie bei den Anzügen der Männer.
Wichtig: Eigentlich ist es nicht wichtig, sondern selbstverständlich. Nichtsdestotrotz sei es noch mal erwähnt: Eine Kopfbedeckung ist in geschlossenen Räumen sowohl bei Männern als auch Frauen fehl am Platz. Immer!
Vor- und Nachteile eines Dresscodes
Vorteile
Professionalität
Gerade Unternehmen, die häufig Kundenkontakt haben, sollten auf ein professionelles Erscheinungsbild Wert legen. Das gilt nicht nur für persönliche Treffen, sondern auch für Videokonferenzen. Da solche Meetings oft spontan stattfinden können, ist es wichtig, dass ein allgemeiner Dresscode stets eingehalten wird.
Das bedeutet nicht, dass alle plötzlich in Anzügen oder Kostümen erscheinen müssen, „vorzeigbar“ lautet hier das Stichwort.
Sicherheit oder zum eigenen Schutz
Wie einleitend bereits erwähnt, erfüllen Männer nicht immer den stilvollen, lässigen Look. Natürlich betrifft das in Ausnahmefällen auch Frauen. In beiden Fällen hilft ein Dresscode Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, indem gewisse Leitplanken gegeben werden, wie Mann bzw. Frau auszusehen hat.
Modische Fauxpas können zu komischen Geschichten führen, sie können jedoch auch unangenehm für die betroffene Person sein.
Gleichbehandlung
Ein Dresscode führt dazu, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Auftreten beschäftigen müssen, nicht nur diejenigen, die „Gefahr laufen“, mit Kunden in Kontakt zu treten.
Das führt zu einem besseren Teamgefühl und häufig auch zu einer stärkeren Motivation. Sie kennen das vielleicht aus dem Homeoffice. Ein Tag im Schlafanzug fühlt sich meist weniger produktiv an als ein Tag in vernünftiger Kleidung.
Image des Unternehmens
Haben Sie die Schlagzeile gelesen, dass ein Café in Pforzheim Jogginghosen verbietet? Nun ist nicht davon auszugehen, dass in vielen Unternehmen Menschen in Jogginghosen durch das Unternehmen laufen.
Aber es zeigt, dass es viele Menschen gibt, die sich gerne gut anziehen und das auch von ihrem Gegenüber erwarten.
Ein Dresscode wirkt also nicht zwingend abschreckend für Bewerberinnen und Bewerber. Er zeigt vielmehr, dass ein Unternehmen sich auf ein gewisses Image besinnt und das auch von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwartet.
Das wirkt häufig anziehender als eine „Laisser-faire“-Mentalität.
Nachteile
Kosten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Da sich jeder der genannten Dresscodes etwas vom typischen Freizeitstil unterscheidet, kann es notwendig sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwas Geld investieren, um die Vorgaben zu erfüllen.
Es gibt im Internet allerdings zahlreiche gute Anlaufstellen, um sich beraten zu lassen und nicht zu viel Geld auszugeben.
Komfort
Insbesondere der Business Formal-Look kann schon mal unbequem sein. Da dieser Look aber nur in wenigen Fällen Anwendung findet, kann der Punkt Komfort vernachlässigt werden. Eine Jeans mit Poloshirt und Sakko sollte wahrlich für niemanden ein unüberwindbares Hindernis darstellen.
Fazit
Kleider machen Leute. Dieser Leitsatz gilt bis heute. Und Leute machen in dem Fall das Unternehmen aus.
Natürlich gibt es den Trend, Arbeit so gut und flexibel wie möglich zu gestalten. Aber die Flexibilität sollte bei dem Thema Kleidung zumindest teilweise in seine Schranken gewiesen werden.
Am Ende befindet man sich schließlich noch immer auf der Arbeit und nicht auf dem heimischen Sofa.