Die Pandemie hat uns verändert. Sie hat uns unsere Verletzlichkeit sowie das Gefühl der Einsamkeit offengelegt. Auch nach der Pandemie ist dieses Gefühl nicht verschwunden.
Einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge fühlten sich 2023 immer noch 36 % der Befragten einsam, was deutlich über dem Niveau vor der Pandemie liegt.
Einsamkeit ist jedoch nicht nur ein individuelles Problem, sondern hat auch langfristige Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit, was zu zunehmenden Fehltagen führen kann.
Was ist die Loneliness Awareness Week?
Die Loneliness Awareness Week, die 2017 ins Leben gerufen wurde, ist bisher vor allem im Vereinigten Königreich bekannt. In dieser Woche geht es hauptsächlich darum, das Bewusstsein für die zunehmenden Fälle von Einsamkeit zu schärfen und Menschen zusammenzubringen. Ziel ist es, offene und ehrliche Gespräche zu fördern, um gemeinsam der Einsamkeit entgegenzuwirken.
Aufgrund der wachsenden Popularität der Loneliness Awareness Week beschäftigen sich heute auch zahlreiche Unternehmen im Vereinigten Königreich damit, um auch auf beruflicher Ebene die Einsamkeit gemeinsam zu bekämpfen.
Dieses Jahr fand die Woche vom 10. – 16. Juni unter dem Motto „Zufällige Akte der Verbindung“ statt. Zugegebenermaßen sind wir in diesem Fall also etwas zu spät mit diesem Beitrag. Da Einsamkeit aber in Zeiten des Homeoffices ein immer wichtigeres Thema wird, sollten Unternehmen auch nach dieser Woche Angebote schaffen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich einsam fühlen, zu .
Tipps zur Vorbeugung von Einsamkeit
Um Fehlzeiten zu verhindern und auch die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern, können Unternehmen auf verschiedene Möglichkeiten zurückgreifen.
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Offene und regelmäßige Kommunikation fördern
Vorgesetzte sollten Interesse an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeigen. Dies gelingt, indem sie Gespräche führen, die sich nicht zwingend um die Arbeit drehen.
HR und die Geschäftsführung sollten daher Teamleiterinnen und Teamleiter dazu ermutigen, diese Art von Gesprächen zu führen. Dabei ist es erst einmal unwichtig, ob Vorgesetzte sich nach den Plänen fürs Wochenende oder nach dem Wohlbefinden erkundigen. Wichtig ist, dass es Gespräche abseits des beruflichen Alltags gibt.
Dieses allgemeine Interesse an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hilft insbesondere jenen, die sich einsam fühlen, ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft zu entwickeln. Für viele mag dies kein nennenswertes Gefühl sein, für einsame Menschen kann es hingegen sehr viel bedeuten.
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Informelle Treffen fördern
Neben Gesprächen mit Vorgesetzten sind auch abteilungsübergreifende informelle Treffen wichtig. Häufig wird in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, diese entweder während oder außerhalb der Arbeitszeit abzuhalten. Erfahrungsgemäß verlaufen sich jedoch viele Ideen im Sand, wenn sie außerhalb der Arbeitszeit geplant werden. Daher sollten informelle Treffen von vornherein in der Arbeitszeit stattfinden. Die dabei „verlorene“ Zeit ist sehr gut investiert.
Es gibt offensichtlich keine festen Vorgaben für informelle Treffen.
Kaffeepausen, gemeinsame Mittagspausen oder eine Happy Hour für einen vorgezogenen Feierabend haben sich in der Vergangenheit allerdings bewährt. Insbesondere die Happy Hour bietet einen Rahmen, der die Arbeit vergessen lässt und andere Themen in den Vordergrund rückt.
Sollten Unternehmen solche Treffen planen, sollten sie unbedingt darauf achten, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbezogen fühlen, auch wenn einzelne Personen von einer Teilnahme an diesen Treffen absehen.
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Meilensteine > Unternehmensziele
Das ist offensichtlich falsch, denn am Ende des Tages tragen erreichte Unternehmensziele auch dazu bei, das Unternehmen in das Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer investieren können.
Die plakative Zwischenüberschrift soll vielmehr verdeutlichen, dass Meilensteine zu häufig übersehen und nicht weiter beachtet werden. Dabei sind es die Meilensteine jedes Einzelnen, die im Kleinen oder auch im Großen dazu beitragen, dass Unternehmensziele erreicht werden.
Diese müssen nicht unbedingt mit dem gesamten Unternehmen gefeiert werden, aber eine kleine Aufmerksamkeit während des Teammeetings schadet sicherlich nicht und bewirkt viel mehr, als sie kostet.
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Buddy bzw. Mentoren-Programme schaffen
Buddy- oder Mentoren-Programme werden in vielen Unternehmen für das Onboarding genutzt. In den meisten Fällen sind die Mentoren oder Buddies jedoch zeitlich begrenzt. Dies mag offiziell nicht so sein, aber selten melden sich Mentoren ein Jahr oder später nach Arbeitsbeginn noch bei ihren Protegés.
Das ist kein Vorwurf an die jeweiligen Mentoren, sondern soll vielmehr als Anreiz dienen. Da es Mentoren-Programme in den meisten Unternehmen bereits gibt, ist es nicht mit allzu viel Aufwand verbunden, diese so auszuweiten, dass jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer auch in schwierigen Zeiten einen Ansprechpartner hat, unabhängig davon, wie lange die einzelnen Personen bereits im Unternehmen sind.
Besonders wenn diese Ansprechpartner nicht Teil des eigenen Teams sind, fällt es vielen Personen leichter, über Probleme zu sprechen.
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Digitale Möglichkeiten ausschöpfen
Zum Glück bietet die digitalisierte Welt zunehmend Möglichkeiten, mentale Probleme mithilfe von Apps zu bewältigen. Natürlich hat nicht jede Person, die sich einsam fühlt, mentale Probleme, aber die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, nimmt zu. Mentale Probleme oder gar Depressionen sind jedoch sehr persönliche und sensible Themen, die man nicht zwingend mit dem Arbeitgeber besprechen möchte.
Daher sollten sich Arbeitgeber selbst verpflichten, über digitale Hilfen aufzuklären. Im Folgenden stellen wir fünf Apps in Kürze vor. Die Reihenfolge soll dabei keinen Aufschluss darüber bieten, wie wir diese Apps bewerten, sondern lediglich einen Überblick über die Vielzahl der Möglichkeiten geben.
Selfapy bietet Online-Therapien auf Rezept an. Therapieprogramme können nahezu ohne Wartezeiten vergeben werden und werden zu 100 % von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Headspace bietet kurze, gezielte Meditationsübungen an, die sich verschiedenen Themen wie Stressabbau, Angstzuständen und Atmung widmen. Das Ziel ist es, die Behandlung von Angststörungen und Depressionen zu unterstützen sowie das eigene Selbstvertrauen und Konzentration zu steigern.
Auch Calm arbeitet mit kurzen Meditationsübungen. Darüber hinaus arbeitet die App mit 20-minütigen Schlafgeschichten, die beim Einschlafen helfen und die Schlafqualität verbessern soll.
Mindshine vereint praktische Übungen aus der Psychologie und der Neurowissenschaft. Die App soll Personen dabei helfen, das eigene Verhaltensmuster zu analysieren, sodass Trigger erkannt und besser eingeordnet werden können.
Woebot ist keine App im eigentlichen Sinne. Sie ist eine Konversations-KI, die mit Ratschlägen zur Selbstoptimierung eine Hilfe zur Selbsthilfe darstellt.
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Fazit
Wie bereits angesprochen ist Einsamkeit ein sehr persönliches Thema. Nur die wenigsten Menschen werden sich bei diesem Problem anderen anvertrauen, in den meisten Fällen erst recht nicht Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen.
Aber Unternehmen können einiges dafür tun, um diese Problematik zu entschärfen, ohne dabei Personen gezielt anzusprechen.
Eine Unternehmenskultur, die die Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit fördert, hilft bereits ungemein und sorgt neben der Prävention vor Einsamkeit für ein besseres Betriebsklima.