Der Bundestag hat am 26. September 2024 das vierte Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV) beschlossen. Die Bundesregierung verfolgt damit das Ziel, Unternehmen und insbesondere HR-Abteilungen von unnötigem bürokratischem Aufwand zu befreien und die Digitalisierung in der Verwaltung voranzutreiben. Laut Schätzungen soll die Wirtschaft durch dieses Gesetz jährlich um rund 944 Millionen Euro entlastet werden.
Dieser Blogbeitrag beleuchtet die wichtigsten Änderungen des Bürokratieentlastungsgesetzes IV, deren Auswirkungen auf die Praxis der Personalarbeit und die langfristigen Potenziale für HR-Abteilungen.
Hintergrund und Zielsetzung des Gesetzes
Digitale Transformation im HR-Bereich
Entlastung durch vereinfachte Meldepflichten
Potenziale für das Recruiting und die Personalgewinnung
Senkung der Verwaltungskosten durch digitale Lösungen
Langfristige Auswirkungen des Bürokratieentlastungsgesetzes IV
Fazit
Hintergrund und Zielsetzung des Gesetzes
Seit Jahren beklagen sich Unternehmen in Deutschland über den stetig wachsenden bürokratischen Aufwand. Die Regierung hat erkannt, dass vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) durch überbordende Regulierungen und langwierige Verwaltungsprozesse in ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt werden. Mit dem Bürokratieentlastungsgesetz IV soll dieser Trend umgekehrt werden, indem Unternehmen von überflüssigen Vorgaben befreit und durch digitale Lösungen entlastet werden.
Daher ist ein zentrales Ziel des Gesetzes, die Wirtschaft in Deutschland zu stärken, indem die administrative Belastung reduziert wird.
Gerade in Bereichen wie der Personalverwaltung, wo viele Dokumentationspflichten und Vorgaben bestehen, werden Unternehmen entlastet. Das Bürokratieentlastungsgesetz IV soll hier durch eine Reihe von Maßnahmen die Prozesse vereinfachen, digitalisieren und den bürokratischen Aufwand senken.
Digitale Transformation im HR-Bereich
Ein wesentlicher Bestandteil des Bürokratieentlastungsgesetzes IV betrifft die Digitalisierung von Prozessen. Bereits in den vergangenen Jahren wurde im Rahmen der Digitalisierung immer häufiger die Frage gestellt, ob traditionelle Prozesse – wie die Verwaltung von Arbeitsverträgen in Papierform – noch zeitgemäß sind. Das BEG IV setzt hier an und erweitert die Möglichkeiten, Dokumente in digitaler Form zu erstellen, zu verwalten und aufzubewahren.
- Digitalisierung von Arbeitsverträgen: Das Bürokratieentlastungsgesetz steht im Einklang mit der fortschreitenden Digitalisierung im Bereich der Arbeitsverträge. Unternehmen können durch die Neuerungen des Gesetzes künftig in vielen Fällen vollständig auf die Papierform verzichten. Elektronische Signaturen und die digitale Archivierung von Verträgen werden zum Standard und tragen dazu bei, den Verwaltungsaufwand erheblich zu reduzieren. Dies stellt für HR-Abteilungen einen wichtigen Schritt dar, da die bisher notwendige Aufbewahrung von Papierdokumenten erhebliche Kosten und Platz beansprucht. Mit der neuen Gesetzeslage wird es möglich, Arbeitsverträge und andere personalrelevante Dokumente rechtskonform digital zu verwalten.
- Reduzierung von Dokumentationspflichten: Ein weiteres zentrales Element des Gesetzes ist die Reduzierung von Dokumentationspflichten. Viele HR-Verantwortliche kennen die mühsame Pflicht, Arbeitszeitnachweise, Urlaubsansprüche und andere gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationen detailliert und in Papierform festzuhalten. Das Bürokratieentlastungsgesetz IV ermöglicht hier Vereinfachungen, indem beispielsweise die Anforderungen an die Nachweisführung von Arbeitszeiten gelockert werden.
Entlastung durch vereinfachte Meldepflichten
Ein besonders zeitaufwendiger Bereich in der Personalarbeit sind die Meldepflichten gegenüber staatlichen Stellen, wie den Sozialversicherungsträgern oder dem Finanzamt.
Die Regelungen sind komplex, und Fehler bei den Meldungen führen oft zu Rückfragen. Das Bürokratieentlastungsgesetz IV sieht vor, dass Meldeprozesse stärker automatisiert und digitalisiert werden, wodurch Unternehmen Zeit und Ressourcen sparen können.
Beispielsweise werden durch das neue Gesetz bestimmte Meldungen zusammengeführt oder ganz abgeschafft, sofern sie keinen Mehrwert bieten. Außerdem soll der elektronische Datenaustausch zwischen Unternehmen und Behörden weiter vereinfacht werden. In der Praxis bedeutet dies, dass HR-Teams weniger Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen müssen und sich stärker auf strategische Aufgaben, wie die Mitarbeiterentwicklung und das Recruiting, konzentrieren können.
Potenziale für das Recruiting und die Personalgewinnung
Die Vereinfachung von HR-Prozessen hat nicht nur Auswirkungen auf die alltägliche Verwaltungsarbeit, sondern auch auf strategische Bereiche wie das Recruiting. Die schnelle und unkomplizierte Abwicklung von Arbeitsverträgen und anderen personalrelevanten Dokumenten verschafft Unternehmen im Wettbewerb um Talente einen Vorteil.
Bewerber erwarten zunehmend, dass Unternehmen moderne, digitale Lösungen anbieten, die z.B. auch den gesamten Onboarding-Prozess effizient gestalten.
Mit dem Bürokratieentlastungsgesetz IV ist es für Unternehmen einfacher, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Das Gesetz stärkt einen vollständig digitalen Bewerbungsprozess – von der Stellenausschreibung über das Bewerbungsgespräch bis hin zur Vertragsunterzeichnung.
- Ein Beispiel ist hier vor allem die Optimierung des Onboarding-Prozesses: Einer der zeitintensivsten Teile im Recruiting-Prozess ist das Onboarding. Durch die neuen digitalen Möglichkeiten wird das Onboarding von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschleunigt. Die digitale Bereitstellung von Dokumenten, die elektronische Signatur und die automatisierte Erfassung von Mitarbeiterdaten erleichtern nicht nur den Einstieg für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern entlasten auch die HR-Abteilung.
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Senkung der Verwaltungskosten durch digitale Lösungen
Wie eingangs erwähnt, soll das Bürokratieentlastungsgesetz IV die Wirtschaft um rund 944 Millionen Euro pro Jahr entlasten.
Ein wesentlicher Teil dieser Einsparungen entfällt auf die HR-Abteilungen, die durch die Digitalisierung und die Vereinfachung der Meldepflichten spürbare Kostenreduktionen erfahren.
Folgendes trägt also dazu bei, dass HR-Teams effizienter arbeiten können:
- Der Verzicht auf Papierdokumente.
- Die Automatisierung von Routineaufgaben.
- Die Verringerung von Fehlerquellen.
In der Praxis bedeutet dies: Unternehmen sparen durch das Bürokratieentlastungsgesetz IV nicht nur Zeit, sondern auch Geld!
Die Senkung der Verwaltungskosten eröffnet Unternehmen neue finanzielle Spielräume.
Langfristige Auswirkungen des Bürokratieentlastungsgesetzes IV
Das Bürokratieentlastungsgesetz IV ist ein weiterer, kleiner Schritt hin zu einer modernen und digitalen Arbeitswelt.
Unternehmen, die bereits in den letzten Jahren verstärkt auf digitale Lösungen gesetzt haben, werden die Neuerungen als logische Fortsetzung ihrer Bemühungen sehen. Für jene Unternehmen, die noch stärker in papierbasierten Prozessen verhaftet sind, bietet das Gesetz einen Anreiz, den Sprung in die Digitalisierung zu wagen.
Insbesondere für HR-Abteilungen bedeutet dies, die administrative Last langfristig weiter zu reduzieren. Die Rolle des HR-Managements wird sich zunehmend von einer administrativen zu einer strategischen Funktion wandeln. Personalerinnen und Personaler können sich so stärker auf Aufgaben konzentrieren, die das Unternehmen voranbringen, wie etwa die Entwicklung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Gestaltung einer positiven Unternehmenskultur oder die Gewinnung von Talenten.
Fazit
Das Bürokratieentlastungsgesetz IV markiert einen wichtigen Schritt zur Reduzierung der administrativen Belastung für Unternehmen und auch HR-Abteilungen.
Durch die neuen Regelungen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, wird es möglich, Prozesse zu verschlanken, Kosten zu senken und die Effizienz in der Personalverwaltung zu steigern. HR-Abteilungen, die die Chancen dieses Gesetzes nutzen, können ihre Rolle im Unternehmen stärken und sich vermehrt auf strategische Aufgaben konzentrieren.
Die Vereinfachung von Meldepflichten, die Einführung digitaler Arbeitsverträge und die Automatisierung von Prozessen bieten Unternehmen zahlreiche Potenziale. Insgesamt trägt das Bürokratieentlastungsgesetz IV dazu bei, den Weg in eine digitale und effiziente Arbeitswelt zu ebnen – und das sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Mit diesen Maßnahmen stellt die Bundesregierung sicher, dass Unternehmen ihre Ressourcen sinnvoll einsetzen und auch die Personalarbeit in Deutschland modern und wettbewerbsfähig bleibt.