Es wird viel über Trends und die zukünftige Ausrichtung des Personalwesens sowie der HR-Abteilungen diskutiert. Kaum jemand wagt jedoch einen Blick in die Vergangenheit.
Dabei schärft solch ein Blick zuweilen das Auge für die Dinge, die wirklich wichtig sind.
Der Anfang von HR
Der erste Weltkrieg – Auslöser für das systematische HR
Der zweite Weltkrieg – Personaleinsatzplanung wird optimiert
Nach den Kriegen – die Geburtsstunde des Personalmanagements
Die 60er Jahre – die Lohnabrechnung wird automatisiert
Zusammenfassung und Ausblick
Der Anfang von HR
Die Geschichte des Personalbereichs reicht bis ins Jahr 1878 zurück. Damals wurde in den USA das erste Mal eine gesetzliche Regelung zur 60-Stunden-Woche eingeführt – jedoch nur für Frauen und Kinder. Aus heutiger Sicht mag das wie ein absoluter Albtraum klingen, damals war das ein echter Durchbruch. Zum ersten Mal überhaupt wurden die Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ernst genommen.
In Europa benötigte der Personalbereich etwas länger, kam dafür aber abrupter. Um die Jahrtausendwende bildeten sich bereits erste Gewerkschaften, Marx‘ sozialistisches Werk „Das Kapital“ verbreitete sich und die Klasse der Arbeiterschaft entstand. Eine Folge dieser Entwicklung war die Gründung der SPD.
Unternehmen mussten reagieren. Sie taten das allerdings nicht, indem sie über die Forderungen der Arbeiterschaft diskutierten oder gar auf die Bedürfnisse eingingen, sondern sie ließen den aufkeimenden Protest durch die Gendarmerie niederknüppeln.
Da die Industrialisierung aber Fahrt aufnahm, entstanden ebenfalls um die Jahrtausendwende die ersten Personalbüros. Schließlich musste das Personal verwaltet, die Einsätze geplant und die Löhne berechnet und „ausgezahlt“ werden.
Tatsächlich war es zu dieser Zeit aber nicht unüblich, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Schlafplätzen, Essensgutscheinen oder Ähnliches bezahlt wurden.
Heute spricht man davon, dass die Lohn- und Gehaltsabrechnung in Deutschland sehr, wenn nicht zu komplex ist. Damals könnte es sogar noch ein wenig schlimmer gewesen sein. Dennoch hat die Entwicklung des Personalbereichs ihren Anfang genommen, die, wie wir heute wissen, so schnell nicht enden sollte.
Der erste Weltkrieg – Auslöser für das systematische HR
Der erste Weltkrieg hat Millionen von Menschen das Leben gekostet. Für die Armeen Europas bedeutet dies, dass in diversen Ländern eine Massenmobilisierung benötigt wurde. Eine Massenmobilisierung für einen Krieg ist, so zynisch das klingen mag, nichts anderes als eine groß angelegte Suche nach Fachkräften.
Dementsprechend bildeten die Millionen von Toten den Startschuss des systematischen Rekrutierens, das nach dem Krieg von Industrieunternehmen übernommen wurde.
Mit Ende des Krieges wurden zahlreiche gesellschaftliche Strukturen, insbesondere die Monarchien, aufgebrochen und mit ihnen veraltetes Denken bezüglich der Gestaltung von Arbeit. In der Weimarer Republik rückte die Macht zunehmend zur Mitte und damit zur arbeitenden Gesellschaft. Eine Änderung, die das mit sich brachte, ist bis heute spürbar – der 8-Stunden-Tag.
Bei der Einführung handelte es sich aber nicht nur um eine Beschränkung der Arbeitszeit. Zum ersten Mal überhaupt machten sich Personalverantwortliche Gedanken über die Gesundheit und Mitarbeiterzufriedenheit.
Natürlich noch nicht in den Dimensionen wie heute, aber schon damals war Unternehmen bewusst, dass ein hoher Krankenstand dauerhaft zu viel Geld kostet.
Der Zweite Weltkrieg – Personaleinsatzplanung wird optimiert
Der Zweite Weltkrieg war noch verheerender als der erste. Menschen wurden verschlissen und insbesondere die Kriegswirtschaft musste so effizient wie möglich arbeiten.
Um dies zu gewährleisten, mussten Werkstätige in Deutschland ihr Arbeitsbuch mit sich führen, damit die Mobilität der Arbeiterinnen und Arbeiter eingeschränkt werden konnte.
Selbstverständlich hat dies nichts mit der modernen Personaleinsatzplanung zu tun. Doch das Arbeitsbuch diente als Qualifikationsnachweis, sozusagen eine analoge Qualifikationsmatrix. Die Einschränkung der Mobilität sorgte dafür, dass immer ausreichend Industriearbeiterinnen und -arbeiter vor Ort waren, um Maschinen nicht leer laufen zu lassen.
Dass die Nazis barbarisch waren und niemand unter diesen Arbeitsbedingungen arbeiten möchte, ist unzweifelhaft. Und dennoch wurde die Personaleinsatzplanung in dieser Zeit stark modernisiert und hat Züge erhalten, deren Auswirkungen wir bis heute spüren und nutzen.
Nach den Kriegen – die Geburtsstunde des Personalmanagements
Europa und Deutschland lagen in Schutt und Asche. Die Auswirkungen der Depression aus den 20er-Jahren waren noch spürbar und Millionen deutsche Männer sind im Krieg gefallen oder konnten nicht mehr in die deutsche Wirtschaft zurückkehren.
Diese boomte jedoch. Frauen konnten die zu groß gewordene Lücke nicht mehr alleine füllen, sodass ein Kampf um die besten Fachkräfte entstand. Personalerinnen und Personaler mögen sich an die Gegenwart erinnert fühlen.
Zusätzlich gab es das Schreckgespenst des Kalten Krieges, den Kommunismus. Ein Gegenmodell zur Marktwirtschaft, das Unternehmen nicht unbedingt gerne sahen. Ein bekanntes Motto von Gewerkschaften aus dieser Zeit hieß: „Bei Tarifverhandlungen sitzt die DDR immer mit am Tisch.“
Unternehmerinnen und Unternehmen wussten allerdings, dass der Kommunismus nicht zwingend gut war für Gewinne, die erwirtschaftet wurden. Dementsprechend wurden Unternehmen freundlicher zu Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Es gab plötzlich Vorgesetztenbeurteilungen, Mitbestimmungsrechte und weitere Benefits. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begannen in den Vordergrund zu rücken.
Die 60er-Jahre – die Lohnabrechnung wird automatisiert
In den 60er-Jahren wurde die Lohn- und Gehaltsabrechnung zunehmend automatisiert, weswegen es wohl nicht so sehr verwundert, dass RZH bzw. die LVG (Lochkartenverarbeitungsgesellschaft) 1965 gegründet wurde.
Auch damals beschäftigte sich das Unternehmen bereits mit der Automatisierung und Optimierung der Lohnabrechnung und war damit voll im Trend.
Mit der Automatisierung der Lohn- und Gehaltsabrechnung hielt nun ein weiterer wichtiger Part des modernen HR-Bereichs Einzug in Unternehmen. Die Wirtschaft in Europa war im Aufschwung.
Dieser Aufschwung hielt jedoch nicht allzu lange. Genau genommen bis zu dem Ölpreisschock aus 1973.
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Zusammenfassung und Ausblick
Der Personalbereich ist geprägt durch Veränderung und externe Einflüsse. Viele Entwicklungen haben traurige Hintergründe. Besonders hervorzuheben sind hier das Recruiting und die Personaleinsatzplanung des ersten bzw. zweiten Weltkriegs.
Die Entwicklung zeigt jedoch, dass HR sich nicht unbedingt immer wieder neu erfinden muss, die Schwerpunkte sich aber häufig wandeln. Dementsprechend suchte HR lange nach seinem Platz und sucht ihn vielleicht sogar heute noch.
Mehr dazu erfahren Sie in der kommenden Woche in unserem zweiten Blick in die Vergangenheit.