Produktbewertungen beeinflussen die Kaufentscheidung von Menschen. Je nach Produkt und Dienstleistung entscheiden bis zu 68 % der Konsumenten je nach Produktbewertung, ob sie das Produkt bzw. die Dienstleistung kaufen sollen oder nicht. Nicht umsonst werben die größten Unternehmen der Welt aktiv mit ihren Google- oder Trusted Shops-Bewertungen.
Obwohl diese Zahlen für niemanden überraschend sind, negieren viele Arbeitgeber noch immer die Relevanz von Arbeitgeberbewertungen. Doch mit der Einführung bzw. der Entwicklung von Google for Jobs ändert sich die Situation für Unternehmen grundlegend. Ignorieren ist keine Option mehr.
Kununu, Glasdoor & Co.
Was hat Google damit zu tun?
Arbeitgeberbewertungen sind subjektiv, sollen sie auch sein
Mein Unternehmen ist schlecht – Was tun?
Fazit
Kununu, Glasdoor & Co.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Portale wie Glassdoor, Indeed oder Stepstone, die Bewertungen von Arbeitgebern zulassen. Unter diesen Plattformen ist Kununu wohl die bekannteste. Im Jahr 2019 konnte Kununu bereits 2,7 Millionen Bewertungen vorweisen – Tendenz steigend.
Neben Bewertungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erlaubt Kununu Reaktionen der Arbeitgeber. In regelmäßigen Abständen wird gemessen, welche Kriterien für Bewerberinnen und Bewerber besonders wichtig sind.
In einer ihrer Untersuchungen hat Kununu festgestellt, dass 42 % der Befragten übermäßig kritische Bewertungen nicht ernst nehmen, da sie diese eher als Racheakte betrachten. Ähnlich skeptisch sind sie gegenüber zu positiven Bewertungen, da sie davon ausgehen, dass hier auch nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
In diesem Zusammenhang ist für Unternehmen aber wohl die wichtigste Erkenntnis, dass sich 83 % der Bewerberinnen und Bewerber das Feedback des Unternehmens auf getätigte Bewertungen anschauen. 72 % die Befragten wünschen sich sogar ausdrücklich, dass Unternehmen aktiv auf diese Bewertungen eingehen.
Da 42 % der Arbeitssuchenden zunächst eher auf der Seite der Bewertenden stehen, ist eine Reaktion seitens des Unternehmens also zwingend notwendig.
Was hat Google damit zu tun?
Dort, wo es etwas zu bewerten gibt, ist Google nicht fern. Das trifft besonders auf Stellenangebote und Arbeitgeberbewertungen seit 2019 zu, als Google for Jobs ins Leben gerufen wurde. Obwohl Stepstone und Indeed als führende Plattformen für Stellenanzeigen angesehen werden, beginnen mittlerweile 78 % aller Jobsuchen direkt bei Google. Und wie man es bei Google kennt, werden Treffer in der Suche gerne mit Sterne-Bewertungen angezeigt.
Angesichts der zu Beginn erwähnten Bedeutung von Produktbewertungen für Kaufentscheidungen sollte an dieser Stelle jedem klar sein, dass diese Bewertungen erheblichen Einfluss auf potenzielle Talente haben. Während man vielleicht noch die Relevanz von Plattformen wie Kununu oder Glasdoor herunterspielen könnte, weil „zu wenige Menschen sie kennen und nutzen“, trifft das bei Google sicherlich nicht zu. Schließlich hat Google in Deutschland einen Marktanteil von 83 %. Früher oder später werden Bewerberinnen und Bewerber also auf Bewertungen stoßen.
Und die Bewertungen auf Google haben noch eine weitere direkte Folge. Um vergleichen zu können, werden auch die weiteren Plattformen aufgesucht. Daher sollte kein Unternehmen weiterhin davon ausgehen, dass Kununu & Co zu unbekannt sind.
Arbeitgeberbewertungen sind subjektiv, sollen sie auch
Sie haben sicherlich schon Sätze gehört wie: „Das ist jetzt aber eine sehr exklusive Meinung. So sind wir nicht!“ oder „Wen interessieren schon diese Bewertungen. Jeder weiß doch, dass solche Bewertungen nur eine Seite der Medaille darstellen.“
Aber genau darum geht es bei Bewertungen. Man hinterfragt nicht, ob eine 5-Sterne-Bewertung von einem Apple-Enthusiasten stammt oder von jemandem, der noch nie ein Smartphone in der Hand hatte. Bewerberinnen und Bewerber interessieren sich eben für diese subjektive Sichtweise.
Und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich Marketing interessieren sich nicht für tolle Benefits auf Managementebene. Ebenso wenig interessieren sich Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter dafür, ob spezielle Homeoffice-Regeln für die IT-Abteilung gelten.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer interessieren sich für ihren Bereich und möchten wissen, wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich empfunden haben. Genau hier setzen Bewertungen an. Natürlich werden die Arbeitsumstände von jeder Arbeitnehmerin und jedem Arbeitnehmer unterschiedlich bewertet. Doch die Ignoranz gegenüber Arbeitgeberbewertungen mit dem Argument der Subjektivität abzutun, ist fahrlässig.
Und natürlich bewerten statistisch gesehen unzufriedene Menschen eher als zufriedene. Daher ist es auch jedem Unternehmen möglich, auf Kritik zu reagieren.
Mein Unternehmen ist schlecht – Was tun?
Bewertungen auf Plattformen für Arbeitgeberbewertungen sind in erster Linie Feedback. Hier geht es hauptsächlich darum, den Besucherinnen und Besuchern der Plattform zu zeigen, dass Sie das Feedback wahrgenommen haben und bereit sind, auf die angebrachten Kritikpunkte einzugehen – egal ob gute oder schlechte Kritik.
Ihre Reaktion ist dabei nicht nur für die Person wichtig, die die Bewertung geschrieben hat, sondern für die gesamte „Community“. Sie kennen das sicherlich aus den sozialen Medien. Je schneller Sie antworten, desto besser. Tempo entscheidet auch häufig darüber, wie glaubhaft Ihre Antwort ist. Benötigen Sie mehrere Wochen oder sogar Monate, können Sie es auch ganz sein lassen.
Apropos ganz sein lassen. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Allerdings geben Sie hier den Nutzerinnen und Nutzern der Plattform immens viel Interpretationsspielraum. Und diesen Spielraum möchten Sie in diesem Zusammenhang nicht geben.
Daher heißt es immer: Reagieren. Und zwar individuell. Vorgefertigte Antworten mögen kurzfristig funktionieren. Aber ab einer gewissen Anzahl von Antworten fällt auf, dass Sie nicht ernsthaft auf Kritik eingehen möchten, sondern nur die Grundsätze des Feedbackmechanismus erfüllen.
Außerdem sollen die Stellungnahmen von Personen verfasst werden, die mindestens ihren Klarnamen verwenden. Ein Foto macht das Ganze authentischer, ist aber nicht immer einfach bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchzusetzen.
Fazit
Arbeitgeberbewertungen beeinflussen Bewerberinnen und Bewerber ähnlich stark wie Produktbewertungen. Daher sollten sie keinesfalls ignoriert werden. Kreative und ehrliche Antworten tragen sogar zu einem guten Employer Branding bei und sind vergleichsweise günstig. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen „nur“ regelmäßig die gängigsten Plattformen überprüfen und bestenfalls schlagfertig sein.
Aber selbst wenn sie es nicht sind, denken sie immer an den Grundsatz: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Nur keine Gute.