Die Geschäftsreise ist zurück. Während der Corona-Pandemie gingen Geschäftsreisen um 80 % zurück. Viele übten sich schon in einem Abgesang auf die Geschäftsreise. Doch zwei Jahre nachdem die letzten Reisebeschränkungen aufgehoben wurden, ist klar, Zoom und Teams beerdigen die Geschäftsreise nicht. Ganz im Gegenteil. Unternehmen reisen wieder so viel wie vor der Pandemie und mit dem Reisen erhält der totgeglaubte Trend „Bleisure Travel“ erneut Einzug in den Unternehmensalltag.
Was ist Bleisure Travel?
Bleisure ist schlichtweg eine Verschmelzung der Begriffe Business (Geschäft) und Leisure (Freizeit). Da hierbei das Wort „Business“ nur durch den Buchstaben B repräsentiert wird und „Leisure“ ausgeschrieben ist, kann man bei der Wortschöpfung sicher nicht von einer kreativen Meisterleistung sprechen, aber manchmal sind es ja die einfachen Dinge, die sich durchsetzen. Der Anhang „Travel“ verdeutlicht, dass sich Bleisure um die Geschäftsreise dreht.
Der Ausdruck „Bleisure“ entstand um das Jahr 2009, erlangte jedoch erst 2016 an Popularität, um im Jahr 2020 vorübergehend aufgrund der COVID-19-Pandemie in den Hintergrund zu treten.
„Bleisure“-Reisende nutzen beim Bleisure Travel die vom Unternehmen bezahlten Flüge und Hotels, um eine Geschäftsreise privat zu verlängern.
Was es dabei aus rechtlicher Sicht zu beachten gilt, erfahren Sie hier: Die Geschäftsreise privat verlängern – Geht das?
Beim Bleisure Travel entstehen keine zusätzlichen Kosten für Unternehmen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen ihre regulären Urlaubstage für die Verlängerung ihrer Geschäftsreisen. In dieser Hinsicht lässt sich zweifellos von einer Win-win-Situation sprechen.
Arbeit als Bereicherung
Globalisierung, Digitalisierung, Work-Life-Blending, Selbstverwirklichung – das Bleisure Traveln reiht sich ein in einen veränderten Arbeitsalltag. War es 2009 noch unüblich, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice arbeiteten, ist es heute Usus. Selbst Begriffe wie „Workation“ waren zu dieser Zeit undenkbar, während sie heute teilweise schon in Bewerbungsgesprächen gefordert werden.
Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, sodass es nur folgerichtig ist, dass die Geschäftsreise zu privaten Zwecken verlängert wird. Zumal alle notwendigen Geräte griffbereit sind, falls Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Notfall doch mal zum Laptop greifen müssen.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute häufiger damit rechnen müssen, während ihrer Freizeit, insbesondere bei verlängerten Geschäftsreisen, für berufliche Anliegen kontaktiert zu werden, um beispielsweise über die Ergebnisse der Geschäftsreise informiert zu werden.
The trend is your friend
Natürlich sollte kein Unternehmen einfach auf jeden Trend aufspringen. Daher sind Statistiken hilfreich, die die Nachhaltigkeit gewisser Trends greifbar machen.
In Deutschland wurden 2022 bereits 65 % der Geschäftsreisen aus privaten Gründen verlängert. Natürlich variiert der Zuspruch zu einer privaten Verlängerung je nach Generation. Bei den Millennials können sich 86 % vorstellen, eine Geschäftsreise privat zu verlängern oder haben dies bereits getan. In der Generation X beträgt dieser Anteil 76 %, während bei den Babyboomern immerhin noch 73 % dazu bereit sind. Obwohl die Gen Z in der vorliegenden Studie nicht speziell untersucht wurde, ist zu vermuten, dass der Anteil in dieser Generation noch einmal deutlich höher liegt als die 86 % der Millennials.
32 % der sogenannten „Bleisure“-Reisen nutzen „Vielreisende“, die mindestens einmal pro Monat geschäftlich unterwegs sind. Bei Führungskräften ist dieser Anteil sogar doppelt so hoch im Vergleich zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ohne Führungsposition.
Ganze 39 % der „Bleisure“-Reisenden geben an, dass sie bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes explizit darauf achten, ob die Unternehmensrichtlinien „Bleisure“-Reisen erlauben.
Fazit
Es sieht so aus, als wäre Bleisure Travel ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwinden, ist es für Unternehmen eigentlich unproblematisch diese Art der „Geschäftsreise“ zu erlauben. Ganz im Gegenteil, es handelt sich hierbei um eine Win-win-Situation für alle Beteiligten und ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer offenbar ein wichtiger Punkt bei der Wahl des Arbeitsplatzes. Da dem Unternehmen keine zusätzlichen Kosten für die Verlängerung der Geschäftsreise entstehen, ist dieses Benefit wesentlich günstiger als viele andere Vergünstigungen.
Sollten Ihre Reiserichtlinien das Bleisure Traveln noch nicht enthalten, kann es zumindest nicht schaden, nochmal darüber nachzudenken.