Ob bei Mieten, beim Einkauf von Lebensmitteln oder auch beim Kinobesuch – es ist nicht zu übersehen, dass das Leben teurer wird. Überrascht wird eigentlich niemand mehr davon. Für viele Menschen bedeutet das dennoch zusätzlichen finanziellen Druck, der sich selbstverständlich auch auf das persönliche Wohlbefinden auswirkt.
Doch häufig bleibt es nicht dabei. Denn dort wo sich Menschen nicht so gut fühlen, leidet auch die Produktivität und das Engagement auf der Arbeit – ein Fakt, der Unternehmen hellhörig machen sollte.
Wie können Arbeitgeber helfen?
Der klassische Gehaltsvorschuss
Kollegiale Spenden
Earned-Wage-Access-App
Flexible Pay
Fazit
Wie können Arbeitgeber helfen?
Selbstverständlich sinkt der finanzielle Druck, je größer das Gehalt ist. Folgerichtig haben demnach besonders Geringverdiener Probleme mit steigenden Kosten.
Laut einer Umfrage der Schufa können im Niedriglohnsektor 33 % der Angestellten keinerlei Rücklagen bilden. In mittleren und höheren Einkommensgruppen sind von dieser Problematik nur 15 bzw. 5 % betroffen, also deutlich weniger.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen insbesondere bei nicht vorhersehbaren Kosten häufig ihren Dispokredit ausreizen oder gar einen Verbraucherkredit aufnehmen. Bedenkt man, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jeden Monat mit ihrer Arbeitsleistung gegenüber ihren Arbeitgebern in Vorleistung treten und sozusagen dem Arbeitgeber ein Kredit gewähren, könnte man von einer gewissen Ungerechtigkeit sprechen.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile viele Punkte, an denen Arbeitgeber ansetzen können, um dieser „Ungerechtigkeit“ entgegenzutreten.
Der klassische Gehaltsvorschuss
Ein einfacher und bewährter Weg, die Sorgen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ernst zu nehmen und ihnen entgegenzuwirken, ist der Gehaltsvorschuss.
Für Arbeitgeber ist der Aufwand hierfür überschaubar. Gesetzlich ist festgelegt, dass ein Gehaltsvorschuss entweder maximal drei Monatsgehälter oder 2.560 € betragen darf – je nachdem welcher Betrag niedriger ist. In der Praxis zahlen die meisten Unternehmen einen Vorschuss von maximal 50 % des regelmäßigen Gehalts.
Alternativ können Unternehmen auch Gehälter vorzeitig auszahlen, zum Beispiel statt am 30. eines Monats bereits am 15. des Monats. Eine solche Regelung sollte jedoch idealerweise in Arbeitsverträgen oder einer Betriebsvereinbarung festgelegt werden.
Das ist beispielsweise bei dem Drogeriemarkt DM der Fall. Hier dürfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Antrag auf vorzeitiges Gehalt stellen. Dieser Antrag muss begründet sein. Trifft dies zu, wird das Gehalt bereits vor dem Monatsende ausgezahlt.
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Kollegiale Spenden
DM hat eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in finanziellen Schieflagen zu unterstützen.
Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter kann einen Teil des eigenen Lohns spenden. Dabei können die Angestellten selbst entscheiden, ob die Gehälter auf den nächsten Cent-Betrag abgerundet und gespendet werden. Auf Wunsch kann die Spende sogar auf volle Euro-Beträge erweitert werden.
Durch diese Option konnte im Jahr 2024 über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Sachspenden im Gesamtwert von 192.000 € geholfen werden.
Earned-Wage-Access-App
Wie einleitend erwähnt, gehen die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ihrer Arbeitsleistung in Vorleistung.
In einer digitalen Welt stellt sich jedoch die Frage, ob das noch zeitgemäß ist. Schließlich sind Echtzeit-Transaktionen und genaustens erfasste Arbeitszeiten heutzutage eher die Regel als die Ausnahme. Theoretisch könnte also jeder Arbeitgeber eine taggenaue Auszahlung der Gehälter ermöglichen.
Und genau hier kommen sogenannte Earned-Wage-Access-Apps ins Spiel. Während diese in Deutschland kaum genutzt werden, sind sie in Ländern wie England, Spanien und Frankreich bereits Usus. Mit diesen Apps können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit während des Monats einen Teil ihres bereits verdienten Gehalts abrufen. Wird nichts über die App abgebucht, erfolgt die Gehaltsauszahlung wie gewohnt am Monatsende.
Die Apps sind DSGVO-konform. Außerdem können Unternehmen individuell festlegen, welche Funktionen den Beschäftigten zur Verfügung stehen. Besonders für Arbeitgeber im Niedriglohnsektor sollte diese Option zumindest eine Überlegung wert sein.
Flexible Pay
Die App Happy bietet eine weitere Lösung für flexiblere Gehaltsauszahlungen. Im Unterschied zu den Ansätzen der Earned-Wage-Access-Apps wird das Gehalt hier nicht auf das Konto überwiesen, sondern in Form von Gutscheinen ausgezahlt.
Dabei können bis zu 33 % des Gehalts umgewandelt werden. Happy kooperiert mit über 50 Anbietern, die Produkte und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs anbieten, darunter Lebensmittel, Hygieneartikel und mehr.
Das Modell zielt darauf ab, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, die unter finanziellem Druck stehen, indem es ihnen den Zugang zu allen notwendigen Gütern erleichtert.
Außerdem bietet Happy Schulungsprogramme an, die die finanzielle Resilienz der Nutzerinnen und Nutzer stärken und den Umgang mit Finanzen verbessern sollen.
Fazit
Unternehmen tragen Verantwortung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie verpflichtet sind, ständig die Gehälter zu erhöhen.
Trotzdem ist es in der heutigen Zeit wichtig, darüber nachzudenken, wie man Beschäftigte bei finanziellen Herausforderungen unterstützen kann.
Glücklicherweise gibt es diverse Ansätze hierfür. Wir haben in diesem Beitrag nur einige Beispiele vorgestellt – es gibt jedoch noch zahlreiche weitere kreative Ideen, die Unternehmen sicher auch in Betracht ziehen können.