Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Gesetze, die unseren Arbeitsalltag beeinflussen. Ein besonders heiß diskutiertes Thema in der HR-Welt ist derzeit die Verschärfung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG).
Ab dem 28. Juni 2025 müssen Unternehmen ihre Karriereseiten und Bewerbermanagementsysteme barrierefrei gestalten, nicht nur aus Nettigkeit, sondern weil es das Gesetz verlangt.
BFSG: Was ist das überhaupt und warum interessiert uns das?
Das BFSG ist die deutsche Antwort auf den European Accessibility Act (EAA), der 2019 von der EU beschlossen wurde.
Ziel: Digitale Angebote für ALLE zugänglich machen.
Ab dem 28. Juni 2025 sind Unternehmen also verpflichtet, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen ohne besondere Erschwernis auf Produkte und Dienstleistungen zugreifen können müssen, wie zum Beispiel Bewerberinnen und Bewerber mit Seh-, Hör-, oder motorischen Einschränkungen.
Unternehmen dürfen nicht länger darauf hoffen, dass sich schon die Richtigen bewerben, sie müssen sicherstellen, dass ALLE die Chance dazu haben.
Sie fragen sich, warum Sie das unabhängig von der gesetzlichen Pflicht interessieren sollte? Ganz einfach. Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesetzlicher Zwang, sondern ein cleverer Schachzug. Wer barrierefrei rekrutiert, erweitert automatisch seinen Talentpool! Mehr Bewerberinnen und Bewerber, mehr Vielfalt, mehr Erfolg, klingt gar nicht so schlecht, oder?
Das könnte Sie auch interessieren: All inclusive: Warum Diversität und Inklusion den Arbeitsplatz zum Traumziel machen
Was genau ändert sich?
Ab dem 1. Januar 2026 gelten verschärfte Anforderungen für Recruiting-Prozesse. Unternehmen müssen dann einen vollständig barrierefreien Bewerbungsablauf garantieren, der auf allen Endgeräten zugänglich ist.
Hier sind die wichtigsten Neuerungen:
1. Barrierefreie Karriereseiten und Bewerbungsformulare
- Einfache Navigation: Keine komplizierten Menüs! Alles muss so gestaltet werden, dass sie mit Tastatur, Sprachsteuerung und Screenreadern lesbar und bedienbar sind.
- Sehfreundliche Farben und Kontraste: Hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund? Ein No-Go! Der Kontrast muss stark genug sein, damit auch Menschen mit Sehschwächen alles problemlos erkennen.
- Alternative Formate: Bilder, PDFs oder Videos brauchen Alternativtexte oder Untertitel.
- Verständliche Sprache: Klingt simpel, ist es aber nicht. Fachchinesisch und endlose Sätze schrecken ab, klare, einfache Sprache ist Pflicht.
2. Bewerbermanagementsysteme (ATS) müssen umgebaut werden
- Zertifizierungen: Ohne staatlich anerkannte Zertifizierung geht nichts mehr. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre ATS folgende Anforderungen erfüllen:
o Klare Struktur und einfache Bedienung, keine Zwangsregistrierungen mit komplexen Passwortanforderungen mehr
o Barrierefreie Formulare, die mit Screenreadern funktionieren
o Möglichkeiten für Sprachsteuerung und Navigation ohne Maus
o Barrierefreie Eingangsbestätigungen in mindestens drei Formaten: Text, Audio und Gebärdensprachvideo
Falls Ihr aktuelles System das nicht bietet, bleibt nur eine Option: Nachrüsten oder wechseln!
Barrieren widersprechen nicht nur den gesetzlichen Anforderungen, sondern auch den Prinzipien von Diversity, Equity und Inclusion (DEI). Unternehmen, die Barrieren nicht abbauen, riskieren, nicht nur Bewerber zu verlieren, sondern sich als nicht inklusiv zu präsentieren.
Rechtliche Konsequenzen
Das BFSG ist kein Wunschkonzert, denn es gibt Strafen für Verstöße.
Unternehmen, die sich nicht an die neuen Vorgaben halten, drohen Bußgelder bis zu 500.000 Euro.
Und das ist nicht alles:
- Stellenanzeigen können gesperrt werden: Ohne barrierefreie Seite keine neuen Bewerberinnen und Bewerber!
- Reputationsschaden: Wer heute noch digitale Barrieren baut, wird schnell als unmodern und exklusiv wahrgenommen.
- Wettbewerbsnachteil: Unternehmen, die Inklusion leben, werden als attraktiver wahrgenommen. Wer sich verschließt, verliert Talente.
Im schlimmsten Fall droht sogar ein vorübergehendes Verbot der Stellenausschreibung von bis zu 6 Monaten, gestaffelt nach der Schwere des Verstoßes.
Wie bereiten sich Unternehmen am besten vor?
Der Countdown läuft. Doch wir wollen hier keine Angst verbreiten. Mit diesen Schritten wird Ihr Recruiting fit für die Zukunft:
1. Bestandsaufnahme: Wo stehen Sie aktuell?
Bevor Sie losrennen und alles umkrempeln, sollten Sie erst einmal die aktuellen Recruiting-Prozesse durchleuchten.
- Sind die Karriereseiten wirklich barrierefrei?
- Kann sich jede und jeder mühelos bewerben, unabhängig von Einschränkungen?
- Funktioniert das Bewerbermanagementsystem auch mit Tastatur und Screenreader?
Falls Sie die meisten dieser Fragen mit „Nein“ beantworten, ist klar: Hier besteht Handlungsbedarf!
2. Experten ins Boot holen
Nicht jeder ist ein Accessibility-Profi, muss auch nicht sein! Es gibt Experten, die sich mit barrierefreiem Webdesign und Usability bestens auskennen. Holen Sie sich Unterstützung, bevor Sie an den falschen Stellschrauben drehen.
3. Mitarbeiterschulungen
Ihr HR-Team muss wissen, worauf es ankommt. Schulungen helfen dabei, Bewusstsein zu schaffen und Recruiting-Prozesse so zu gestalten, dass wirklich jede Bewerberin und jeder Bewerber eine faire Chance hat.
4. Testen, testen, testen!
Ihr habt das System angepasst? Super! Aber: Theorie ist das eine, Praxis das andere. Testen Sie Ihr neues, barrierefreies Bewerbungsverfahren mit echten Menschen, die auf diese Features angewiesen sind. Nur so können Sie sicher sein, dass es wirklich funktioniert.
Fazit: Barrierefreiheit ist keine Last, sondern eine Chance!
Ja, die BFSG-Verschärfung mag erstmal wie ein großer Brocken erscheinen. Aber eigentlich ist sie ein Gamechanger!
Unternehmen, die ihre Recruiting-Prozesse barrierefrei gestalten, können:
- Mehr Talente gewinnen – denn Barrieren schrecken ab, Inklusion zieht an!
- Ihr Image aufpolieren – Arbeitgeber, die Barrierefreiheit leben, punkten bei Bewerberinnen und Bewerbern.
- Sich Wettbewerbsvorteile sichern – wer sich jetzt vorbereitet, hat einen Vorsprung vor der Konkurrenz.
Also, worauf noch warten? Fangen Sie jetzt schon an Ihr Recruiting für ALLE zu gestalten!