Selten schien die Kluft zwischen verschiedenen Generationen so ausgeprägt zu sein wie in der heutigen Zeit. Die „Baby Boomer“ schwelgen in Nostalgie über vergangene Zeiten, die Millennials werden oft mit ihrem vermeintlichen Hang zu stundenlangem MTV-Schauen und Loveparade-Freuden charakterisiert, während die Gen Z häufig als faul und nicht mehr arbeitswillig betrachtet wird.
Vorurteile prägen das Zusammenleben der Menschen und selbst wenn diese Frotzeleien nicht immer ernst gemeint sind, können Risse in Teams entstehen. Und das, obwohl generationsübergreifende Teams viele Vorteile mit sich bringen.
Was ist Ageismus?
Jung und Alt – Wie wird das Alter eigentlich wahrgenommen?
Die Vorteile von generationsübergreifenden Teams
Wie überwindet man Vorurteile?
Fazit
Was ist Ageismus?
Ageismus ist ein neudeutscher Begriff für Altersdiskriminierung. Unter Altersdiskriminierung versteht man jede Form der sozialen oder wirtschaftlichen Benachteiligung von Individuen aufgrund ihres Lebensalters. Obwohl oft die Annahme herrscht, dass nur ältere Menschen von Altersdiskriminierung betroffen sind, gibt es ebenso zahlreiche Situationen, in denen Menschen als zu jung abgetan werden und Ihnen aus diesem Grund Kompetenz abgesprochen wird. Auch dies stellt eine Form der Altersdiskriminierung dar.
Jung und Alt – Wie wird das Alter eigentlich wahrgenommen?
Verschiedene Eigenschaften charakterisieren unterschiedliche Generationen. Studien beschäftigen sich beispielsweise damit, wie warmherzig, freundlich und kompetent Menschen wahrgenommen werden.
Wenig überraschend mag sein, dass ältere Menschen generell als wärmer und freundlicher wahrgenommen werden, und zwar unabhängig von dem Alter der Befragten.
Hinsichtlich der Kompetenz ergibt sich jedoch ein weniger schmeichelhaftes Bild.
Personen ab 55 Jahren werden im Allgemeinen als weniger kompetent angesehen im Vergleich zu solchen im Alter zwischen 24 und 55 Jahren. Die genannte Zeitspanne verdeutlicht, dass diese Wahrnehmung der geringeren Kompetenz nicht nur auf Menschen ab 55 Jahren beschränkt ist, sondern auch auf Personen unter 24 Jahren zutrifft. Zwei völlig unterschiedliche Generationen teilen also das gleiche Leid hinsichtlich der Wahrnehmung anderer.
Die Vorteile generationsübergreifender Teams
Wir wissen nun also, dass jüngere und ältere Menschen gleichermaßen als weniger kompetent betrachtet werden. Sicherlich könnte man an dieser Stelle psychologische Untersuchungen anführen, die die Problematik dieser Ansichten aus wissenschaftlicher Perspektive belegen würden. Dennoch bedarf es nicht viel Einsicht, um festzustellen, dass ein Ungleichgewicht entsteht, wenn Menschen in Teams aufgrund ihres Alters von vornherein als weniger kompetent erachtet werden.
Sollten Sie jedoch eine Teamatmosphäre bilden, die tolerant, offen und lernwillig ist, schaffen generationsübergreifende Teams Vorteile, die jedes Unternehmen weiterbringen.
Die Vorteile im Überblick:
- Innerhalb eines altersdiversen Teams bringen die Teammitglieder vielfältige Lebenserfahrungen, berufliche Hintergründe und Blickwinkel ein. Diese Vielfalt führt zu einem breiten Spektrum an Ideen und Ansätzen, die den Boden für innovative Lösungen bereiten können.
- Ältere Teammitglieder verfügen über ein reichhaltiges Fachwissen, das sich über Jahre hinweg angesammelt hat und dem junge Angestellte, die gerade ihre ersten Schritte im Berufsleben machen, natürlich nicht gleichkommen können. Allerdings bereichern sie dieses Fachwissen um technologisches Know-how, Fertigkeiten und innovative Denkansätze. Wenn das fachliche Wissen mit technisch-innovativem Know-how verschmilzt, entsteht ein optimiertes Lernumfeld für alle Beteiligten.
- Während die Redewendung „Viele Köche verderben den Brei“ in der Küche zutreffen mag, erweist sie sich bei komplexen Problemstellungen als unzutreffend. Verschiedene Denkweisen und Herangehensweisen führen hier zu unterschiedlichen Perspektiven. Oftmals liegt genau darin der Schlüssel zur Lösung von scheinbar unlösbaren Herausforderungen.
- Altersgemischte Teams tragen zu einer verbesserten Arbeitsatmosphäre bei. Durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Welten werden Vorurteile und Stereotypen nach dem Austausch von Ideen, Problemlösungen und persönlichen Erfahrungen abgebaut. Dies führt dazu, dass Ihr gesamtes Unternehmen offener und inklusiver wird.
Sie erkennen also, dass in Ihren vielfältigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Art Masterclass für den Erfolg Ihres Unternehmens verborgen liegt.
Also Ende gut, alles gut – so simpel ist es bedauerlicherweise nicht. Denn um diesen Punkt zu erreichen, ist zunächst harte Arbeit erforderlich.
Wie überwindet man Vorurteile?
Mentorship
Natürlich dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben. Wenn verschiedene Generationen aufeinandertreffen, entstehen Kommunikationshindernisse. Ihr Ziel sollte es sein, diese Barrieren von Anfang an abzubauen. Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf Mentorship-Programme. Beachten Sie bei der Zuweisung von Mentoren, dass hierbei unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen. Gemeinsame Mittags- oder Kaffeepausen helfen dabei, Barrieren zu überwinden und das gegenseitige Verständnis zwischen den Generationen zu stärken.
„Nachhilfestunden“
Wie bereits erwähnt, zeigen jüngere Generationen eine hohe Affinität zur Technik. Diese Affinität kann bei der Einführung neuer Softwarelösungen genutzt werden. Die Mentoren haben ihren „Schützlingen“ viel über das Unternehmen und das Fachliche vermittelt. Als Gegenzug können Sie bei neuen Softwarelösungen „Lernstunden“ einrichten, in denen die jüngeren Mitglieder den Mentoren helfen, Dinge besser zu verstehen. Durch den Zusammenfluss unterschiedlicher Denkansätze können auf diese Weise sogar unmittelbare Optimierungsmöglichkeiten identifiziert werden.
Teambuilding
Teambuilding-Maßnahmen dienen nicht exklusiv der Förderung des Teamgeistes zwischen unterschiedlichen Altersgruppen, dennoch können auch solche Maßnahmen zu einem inklusiveren Ansatz führen. Beachten Sie hierbei lediglich, dass alle Teams eine Mischung aus verschiedenen Altersstrukturen aufweisen.
Das Unternehmen
Neben den Ansätzen, die darauf abzielen, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Barrieren im Umgang miteinander abbauen, können auch Sie als Unternehmen dazu beitragen, die Atmosphäre zu verbessern. Hierbei ist es wichtig, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
Die Generation Z zeichnet sich durch eine geringere Aufmerksamkeitsspanne aus, ist jedoch in der Lage, in kurzer Zeit viele Informationen aufzunehmen. Es ist daher beispielsweise ratsam, Ihre jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in einen ausgedehnten Onboarding-Prozess zu zwingen. Ein kurzes Video kann hier genauso effektiv sein.
Und Ihre ältere Generation wird gelegentlich von der technischen Affinität der jüngeren Generation überholt. Planen Sie daher Pausen ein, um das Erlernte verarbeiten zu können.
Indem Sie diese Aspekte berücksichtigen, tragen Sie dazu bei, eine förderliche Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen und Stärken der verschiedenen Generationen gerecht wird.
Fazit
Diversität führt zu kreativeren Lösungsansätzen und verleiht Ihrem Unternehmen eine erfolgreichere und effizientere Ausrichtung. Diese Überzeugung hat sich mittlerweile weitläufig durchgesetzt. Im Bereich des Alters scheint sie jedoch noch nicht vollständig Fuß gefasst zu haben – und das, obwohl hier immense Vorteile für alle Beteiligten liegen. Wenn Sie bereit sind, mögliche Herausforderungen in Kauf zu nehmen und durch intensive Kommunikation Jung und Alt miteinander ins Gespräch zu bringen, werden Sie erstaunt sein, wie stark sich diese Vorteile auswirken können.
Und wer weiß, möglicherweise führt dieser neu gewonnene inklusive Ansatz dazu, dass ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich entscheiden, später in Rente zu gehen, während Ihre jüngeren Angestellten die Vorzüge eines verlässlichen Arbeitgebers umso bewusster zu schätzen wissen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg bei der Umsetzung!