„Nen Hund im Büro? Nen Hund im Büroooo? Hallooo?“ Fast jeder kennt wohl den legendären Wutausbruch von Bernd Stromberg aus der gleichnamigen Serie. Was in der Szene und vermutlich auch in der damaligen Arbeitswelt wie eine völlig verrückte Idee klang, ist heute oft Teil unseres täglichen Bürolebens. Doch wie steht es um den Bürohund? Ist er ein Gewinn für das Unternehmen oder stellt er eine Ablenkung dar?
Der Bürohund – eine Definition
Die Wunderwaffe
Risiken bei Hundebesuchen
Pflichten des Arbeitgebers
Fazit
Der Bürohund – eine Definition
Der Begriff „Bürohund“ findet sich in offiziellen Definitionen nicht wieder. Der Bundesverband Bürohund e.V. beschreibt einen Bürohund jedoch recht simpel und einleuchtend, als einen Hund der von seinem Besitzer ins Büro gebracht wird und unter angemessenen Bedingungen Teil des Arbeitsteams ist.
Die Wunderwaffe
Japanische Studien haben gezeigt, dass Streicheln oder Blickkontakt zwischen Hunden und Menschen zu einer Erhöhung des Oxytocin-Gehalts führen kann. Oxytocin wird auch oft als das „Kuschelhormon“ bezeichnet, da es dazu beiträgt, dass Menschen entspannter werden, offener für soziale Interaktionen sind und schneller Vertrauen aufbauen können.
Der Hund als sozialer Katalysator
Basierend auf diesen Erkenntnissen führte Matt Christensen von der Central Michigan University eine Untersuchung durch, wie sich Arbeitsgruppen verhalten, wenn ihnen ein Hund zur Seite gestellt wird. In dieser Studie wurden 120 Personen in vier Gruppen aufgeteilt. Die Aufgabe bestand darin, einen 15-sekündigen Werbespot zu erstellen. Zwei der Gruppen arbeiteten dabei in Anwesenheit eines Hundes. Die anderen beiden Gruppen mussten die Aufgabe ohne Hund bewältigen.
Der Beginn aller vier Gruppen war identisch. Die Gespräche starteten holprig und schienen für niemanden besonders erfreulich zu sein. In den Gruppen mit Hunden jedoch, änderte sich die Atmosphäre schnell. Durch den Hund hatte man stets ein Gesprächsthema. Das führte dazu, dass sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sicherer und wohler fühlten. Dies wiederum führte zu lebhafteren und tiefergehenden Diskussionen. Außerdem waren sowohl die zwischenmenschlichen Interaktionen als auch die Zufriedenheit in den Teams mit Hund nachweislich höher als in den Gruppen ohne Hund.
Nach Ablauf der Zeit hatten zwar alle Gruppen ihr Ziel erreicht, die Gruppe mit Hunden begann aber schneller und arbeitete effizienter.
„Das Gefangenendilemma“
In einem weiteren Szenario, das einem „Gefangenendilemma“ ähnelte, wurden vier Mitglieder jeder Gruppe mit einer vermeintlichen Straftat „angeklagt“. Ihnen war es untersagt, darüber zu sprechen. Sie standen vor der Entscheidung, ob sie sich verraten oder standhaft bleiben sollten. Die Wahl eines jeden Einzelnen hatte direkte Auswirkungen sowohl auf die anderen drei Gruppenmitglieder als auch auf die eigene Situation. Interessanterweise zeigte sich, dass diejenigen, die einen Hund als Teil ihrer Gruppe hatten, mit einer um 30 % höheren Wahrscheinlichkeit loyal zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren und sie nicht verrieten.
Stressabbau und gesünder arbeiten
Nicht nur die Erhöhung des Oxytocin-Gehalts wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen, sondern auch der Abbau des Stresshormons Cortison wurde durch eine Studie belegt. Professorin Patricia Pendry konnte feststellen, dass bereits das 10-minütige Streicheln eines Hundes den Stresspegel deutlich stärker reduziert als herkömmliche Maßnahmen wie Workshops zum Zeitmanagement, zur Fokussierung auf Ziele oder Bewältigungsstrategien bei Ängsten.
Risiken bei Hundebesuchen
Natürlich ist auch bei dem Thema Bürohund nicht alles Gold, was glänzt. Trotz der wissenschaftlich belegten Vorteile gibt es auch Nachteile, die keinesfalls außer Acht gelassen werden sollten.
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an einer Hundeallergie leiden, kann die Anwesenheit von Hunden am Arbeitsplatz zu einer wahren Belastung werden. Die Symptome reichen von tränenden Augen über Hustenreiz bis hin zu allergischem Asthma und sind äußerst unangenehm. Jeder, der mit Allergien vertraut ist, wird nachempfinden können, dass man auf diese Symptome verzichten kann – erst recht während der Arbeit.
Des Weiteren können Menschen, die unter Hundeangst leiden, ihren Alltag als zunehmend stressig empfinden, auch wenn die Probleme nicht so offensichtlich sind wie bei allergischen Personen. Ein erhöhtes Stressniveau und Herzklopfen tragen auf lange Sicht nicht zu einer konzentrierten, angenehmen Arbeitsatmosphäre bei.
In vielen Fällen neigen betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, sich zurückzuziehen. Sie meiden Gemeinschaftsräume und versuchen vermehrt, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Wenn sich die Situation nicht ändert, können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer allmählich weniger wertgeschätzt fühlen und im schlimmsten Fall nach einem neuen Arbeitgeber Ausschau halten.
Pflichten des Arbeitgebers
Zu Beginn der Überlegung, ob Hunde im Büro willkommen sind oder nicht, sollte stets eine offene Diskussion mit der Belegschaft stattfinden. Selbstverständlich kann nicht in jedem Unternehmen die oberste Führungsebene ein solches Gespräch führen, aber eine kurze Abstimmung während des Teammeetings ist durchaus angebracht. Falls Bedenken geäußert werden, ist es wichtig, diese ernst zu nehmen. Hier sollte geprüft werden, ob eine räumliche Trennung möglich ist, um sicherzustellen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gegen die Anwesenheit eines Hundes sind, keinen direkten Kontakt zu ihm haben.
Auch, wenn alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die Idee eines Bürohunds sind, müssen dennoch klare Regeln aufgestellt werden. Es versteht sich von selbst, dass der Hund oder die Hunde gut erzogen sein sollten. Sie müssen in der Lage sein, angemessenen Abstand zu wahren, da die Hauptaufgabe Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin besteht, ihre Pflichten zu erfüllen. Sie sollten nicht damit beschäftigt sein, den Hund zu erziehen oder ihm schlimmstenfalls durch alle Büroräume hinterherzujagen.
Darüber hinaus sind verschiedene Nachweise seitens des Hundebesitzers unerlässlich. Dazu gehören eine Hundehaftpflichtversicherung, ein Impfausweis sowie ein Hundeführerschein oder ein Wesenstest des Hundes. Es ist auch wichtig, sicherzustellen, dass der Hund ausreichend Platz hat und gemäß den Bestimmungen der Tierschutz-Hundeverordnung artgerecht untergebracht werden kann.
Wenn der Hund Nassfutter bekommt, sollte ein verschließbarer Napf zur Pflicht werden, da Gerüche trotz allgemeiner Zustimmung zur Idee eine Herausforderung darstellen können. Außerdem sollten Hunde aus hygienischen Gründen nicht in Kantinen, Küchen oder Esszimmern verweilen.
Fazit
Hunde bringen zweifellos zahlreiche nachweisbare Vorteile mit sich. Daher kann die Anwesenheit eines Hundes im Büro zu einer verbesserten Arbeitsatmosphäre beitragen und für Hundebesitzerinnen und -besitzer eine erhebliche Erleichterung bedeuten. Sie müssen sich schließlich nicht mehr um einen Hundesitter kümmern und sind durch die Möglichkeit, ihren Hund mit zur Arbeit zu bringen, ähnlich flexibel wie ihre Kolleginnen und Kollegen.
Wenn Sie in Erwägung ziehen, Hunde im Büro zuzulassen, empfiehlt es sich, dies zunächst auf Probe zu tun. Ein einfaches „Ja“ zur Idee ist schnell gesagt, aber die tatsächliche Erfahrung mit einem Bürohund kann sich durchaus anders gestalten.
Wenn zu viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen einen Hund sind und Sie keine Möglichkeit der räumlichen Trennung haben, sollten Sie die Haltung akzeptieren. Die Hundehalterinnen und –halter haben vorher Lösungen für ihren Hund gefunden und werden dies auch weiterhin tun.