In einer Welt, die sich ständig verändert, entwickeln sich auch die Arbeitsmodelle stetig weiter. Traditionelle Bürojobs mit festen Arbeitszeiten und -orten gehören zunehmend der Vergangenheit an. Stattdessen gewinnen flexible Arbeitskonzepte wie Workation und Sabbatical immer mehr an Beliebtheit.
Doch ziehen sich Gegensätze, wie Urlaub und Arbeit wirklich an, und sind diese neuen Arbeitsformen nur ein vorübergehender Hype oder die Zukunft der Arbeitswelt?
Workation: Homeoffice unter Palmen
Was ist Workation?
Wer kann eine Workation machen?
Hürden und Herausforderungen von Workation
Sabbatical: Die Auszeit vom Arbeitsalltag
Was ist ein Sabbatical?
Wer kann ein Sabbatical machen?
Welche Möglichkeiten gibt es für ein Sabbatical?
Vorteile und Möglichkeiten von Workation und Sabbatical
Die Bedeutung für Unternehmen
Fazit
Workation: Homeoffice unter Palmen
Was ist Workation?
Workation setzt sich aus dem Wort “Work“ (Arbeit) und “Vacation“ (Urlaub) zusammen und ist eine innovative Arbeitsform, bei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre berufliche Tätigkeit für eine bestimmte Zeit von einem beliebigen Ort aus erledigen können, während sie gleichzeitig die Vorzüge eines Urlaubs genießen. Ob es sich dabei um einen Strand auf Bali, ein Bergdorf in Österreich oder eine Großstadt wie Barcelona handelt, bleibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überlassen. Was für digitale Nomadinnen und Nomaden sowie Selbstständige schon lange eine Möglichkeit ist, wird nun auch zunehmend für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglich.
Wer kann eine Workation machen?
Grundsätzlich besteht kein rechtlicher Anspruch auf eine Workation, das obliegt der Entscheidung des Arbeitgebers. Doch die Bereitschaft der Arbeitgeber wird immer größer.
Jobs, die bereits jetzt remote ausgeführt werden oder eine Homeoffice-Option beinhalten, können in den meisten Fällen auch problemlos von einem anderen Ort aus durchgeführt werden. Eine Workation kann alleine, als Team, oder auch mit Freunden, dem Partner oder der eigenen Familie angetreten werden.
Hürden und Herausforderungen von Workation
Urlaub und Arbeit miteinander zu verbinden, das klingt zunächst verlockend. Doch birgt die Workation auch ihre eigenen Herausforderungen und Hürden.
- Eine stabile Internetverbindung und das benötigte Equipment stellen wohl die Grundvoraussetzungen für eine Workation dar. Technische Probleme, wie instabile Internetverbindungen oder fehlende Büroausstattung, können die Arbeit im Urlaub erschweren.
- Zudem ist eine der größten Herausforderungen die Sicherstellung der Produktivität in einer oft ablenkenden Umgebung. Es kann schwierig sein, die richtige Balance zwischen Arbeit und Erholung zu finden.
- Auch die Kommunikation und Koordination mit dem Team kann durchaus schwieriger sein, wenn sich Teammitglieder in unterschiedlichen Zeitzonen befinden.
Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft bieten derzeit etwa 15 Prozent der deutschen Unternehmen die Option einer Workation an.
Arbeits-, sozial- und steuerrechtliche Hürden
Die (noch) geringe Verbreitung der Workation lässt sich damit begründen, dass es neben den allgemeinen Herausforderungen des mobilen Arbeitens auch arbeits-, sozial- und steuerrechtliche Hürden gibt.
- Arbeitsrechtlich: Außerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums wird grundsätzlich für jedes Land eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis benötigt. Auch gibt es oft Unterschiede im Hinblick auf Arbeitsgesetze, wie zum Beispiel die tägliche Höchstarbeitszeit oder Feiertagsregelungen. Grundsätzlich gelten, bei einer vorübergehenden Arbeit im Ausland, die Arbeitsvertragsregeln des Landes, in dem die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer normalerweise arbeitet. In Bezug auf Mindestarbeitsschutzvorschriften, gilt jedoch die Regelung, die für den Arbeitnehmer am vorteilhaftesten ist.
- Sozialversicherung: In der Regel bleibt die Sozialversicherung bei einer Workation bestehen, solange der Wohnsitz in Deutschland ist und mindestens 25% der Arbeitsleistung in Deutschland erbracht wird. Bei einer Workation außerhalb der EU, muss ein Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und dem Land der Workation bestehen.
- Steuern: Bei einer Workation in einem Land des Europäischen Wirtschaftsraums oder in einem Land, mit dem Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen hat, fallen nur die deutschen Steuern an – aber auch nur in dem Fall, wenn Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer maximal 183 Tage im Kalenderjahr im Ausland arbeiten. Dauert die Workation länger als 183 Tage, so kann dies eine Einkommenssteuerpflicht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und andererseits eine Lohnsteuerpflicht für Arbeitgeber auslösen.
Diese rechtlichen Aspekte können für Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Unsicherheit darstellen und die Implementierung von Workation-Programmen erschweren.
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Sabbatical: Die Auszeit vom Arbeitsalltag
Was ist ein Sabbatical?
Ein Sabbatical oder auch das Sabbatjahr ist eine längere Auszeit vom Berufsleben, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, sich zu erholen, zu reisen, sich weiterzubilden oder persönliche Projekte zu verfolgen. Während dieser Zeit bleiben sie offiziell bei ihrem Arbeitgeber angestellt, führen aber keine Arbeitstätigkeit aus.
Dabei muss das Sabbatjahr kein ganzes Jahr dauern, auch ein Kurz-Sabbatjahr zwischen einem und drei Monaten ist möglich. Die genauen Rahmenbedingungen werden zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und dem Arbeitgeber vereinbart.
Wer kann ein Sabbatical machen?
In der Regel kann jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer den Sonderurlaub in Form eines Sabbatjahrs beantragen. Jedoch haben nur Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical.
Welche Möglichkeiten gibt es für ein Sabbatical?
Um ein Sabbatical einzulegen, bedarf es einer genauen Planung sowie der Überlegung, wie die Finanzierung gestaltet wird.
In der Praxis bieten sich dafür 3 Varianten in Absprache mit dem Arbeitgeber an:
- Teilzeitarbeitsmodell: Hier wird eine längere Zeit in Vollzeit gearbeitet, allerdings nur ein Teil des Gehalts ausgezahlt. Das angesparte Gehalt wird dann während des Sabbaticals ausgezahlt. So wird weiterhin regelmäßiges Gehalt bezogen, Sozialabgaben werden bezahlt und die Kranken- und Rentenversicherung bleibt weiterhin bestehen.
- Langzeitarbeitskonto: Auch bei dieser Variante bleibt die Kranken- und Rentenversicherung bestehen, da Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Entgeltfortzahlung für gesammelte Überstunden und nicht verbrauchte Urlaubstage erhalten.
- Unbezahlter Urlaub: Bei dieser Variante wird in der Zeit des Sabbatjahres kein Gehalt ausgezahlt. Ein großer Nachteil dieser Variante ist allerdings, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst für das Einzahlen der Sozialversicherungsbeiträge verantwortlich sind.
Das Sabbatical bietet somit verschiedene Varianten und Möglichkeiten, die den individuellen Bedürfnissen und Zielen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht werden.
Vorteile und Möglichkeiten von Workation und Sabbatical
Workation und Sabbaticals eröffnen eine Fülle von Möglichkeiten und Vorteilen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber. Es geht vor allem um Abwechslung von der normalen Arbeitsroutine und die Förderung der Work-Life-Balance.
- Arbeitsmotivation und Kreativität: Durch den Tapetenwechsel, lassen sich alte Routinen ablegen und viele Verpflichtungen von zu Hause fallen weg. Durch neue Einblicke, wie fremde Kulturen, leckerem Essen, frischer Luft und unbekannten Orten werden neue Inspiration sowie positive Auswirkungen auf Kreativität und sogar die Konzentrationsfähigkeit, geschaffen.
- Ausgleich und Zufriedenheit: Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bietet Workation die Möglichkeit, Arbeit und Freizeit besser miteinander zu vereinen. Sie können ihren Arbeitsalltag flexibler gestalten und dabei gleichzeitig neue Orte erkunden und inspirierende Erfahrungen sammeln.
- Reduzierung psychischer Erkrankungen: Eine Auszeit in Form eines Sabbaticals oder ein Tapetenwechsel in Form einer Workation können auch dazu beitragen, psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Burnout vorzubeugen und Stress zu reduzieren.
- Persönliche Weiterentwicklung: Ein Sabbatical oder eine Workation kann dazu beitragen, den eigenen Horizont zu erweitern und sich so persönlich weiterzuentwickeln.
Die Bedeutung für Unternehmen
Bei dem Gedanken, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Laptop und erfrischendem Getränk in einer Strandbar arbeiten, klingeln bei den meisten Arbeitgebern wohl schon alleine bei der Vorstellung daran, die Alarmglocken – und so sollen talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebunden und gewonnen werden?
Die Antwort darauf lautet: JA!
Für Unternehmen, die sich für Workation und Sabbatical öffnen, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Talente anzuziehen und zu halten. Flexible Arbeitsmodelle sind zu einem wichtigen Kriterium für viele Fachkräfte geworden, insbesondere für diejenigen, die eine ausgewogene Work-Life-Balance suchen. Studienergebnisse der PwC-Studie Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit 2024 zeigen, dass jede oder jeder dritte Beschäftigte (30 Prozent) ein Stellenangebot ablehnen würde, wenn das jeweilige Unternehmen keine Möglichkeit zur Workation bietet und sogar 80 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wünschen sich ein Workation-Angebot. Indem Unternehmen solche Arbeitsmodelle anbieten, signalisieren sie nicht nur ihre Wertschätzung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern positionieren sich auch als moderner und attraktiver Arbeitgeber in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt.
Fazit
„Was du liebst, lass frei“ mag zunächst wie ein romantischer Spruch wirken, doch steckt darin auch eine wichtige Botschaft, die sowohl in romantischen Beziehungen als auch im beruflichen Kontext von Bedeutung sein kann.
Indem Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, flexibler zu arbeiten und Auszeiten zu nehmen, können sie deren Zufriedenheit, Motivation und Bindung erhöhen. Gleichzeitig profitieren die Unternehmen selbst von einer höheren Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Es ist an der Zeit, die Möglichkeiten dieser innovativen Arbeitsmodelle zu erkunden und sie als integralen Bestandteil der modernen Arbeitswelt zu etablieren.
Workation und Sabbatical sind nicht nur ein Hype, sondern repräsentieren somit auch eine neue Denkweise darüber, wie Arbeit in der Zukunft gestaltet werden kann. Richtig eingesetzt können sie in dem alt bekannten “War for Talents“ hilfreiche Instrumente sein.