HR & Gelassenheit: Was wir von buddhistischen Mönchen und Pausenbrot-Philosophen lernen können

Ein buddhistischer Mensch sitzt im Büro und meditiert.

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Neulich, bei einem Treffen im Café, sagte eine Freundin lachend: „Ich wünsche mir manchmal, ich könnte einfach für zwei Wochen in ein Kloster ziehen, keine Mails von der Arbeit, keine Deadlines, nur Stille.“ Alle anderen in der Runde nickten. Schweigend. Ironisch? Vielleicht. Aber auch ein bisschen ernst.

Und da war sie wieder, diese leise Sehnsucht nach einem ruhigen, gelassenen Arbeitsleben. Nach einem Alltag, in dem wir nicht ständig auf Autopilot laufen oder das Gefühl haben, dass To-do-Listen schneller wachsen als wir „Pause“ sagen können.

Doch Gelassenheit, das wird uns oft suggeriert, ist etwas, das man entweder hat oder eben nicht. Eine Charaktereigenschaft. Ein Luxus. Etwas für Yogalehrer, Mönche oder Menschen mit besonders entspannten Hunden. Aber sicher nichts für den hektischen Büroalltag. Oder?

Wir behaupten: Doch. Gelassenheit ist machbar. Und HR kann, nein, sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Warum wir dringend umdenken müssen

Wer heute arbeitet, steht meistens unter Strom. Zwischen Deadlines, Meetingflut, New Work und Homeoffice-Chaos fühlen sich viele wie dieser eine Tellerjongleur auf dem Jahrmarkt, bei dem man ständig denkt: Jetzt fällt gleich alles runter.

Und es ist mittlerweile bekannt, dass die Zahl der psychischen Belastungen seit Jahren stetig zunimmt. Und das betrifft nicht nur „die da unten“, sondern auch Teamleads, Manager, HR, schlichtweg uns alle.

Der Satz „Reiß dich zusammen“ ist längst überholt. Was wir brauchen, ist „Bleib locker“.

Wichtig: Nicht laissez-faire, sondern bewusste, gelebte Gelassenheit. Und die ist weder faul noch passiv, sie ist aktiv und mutig. Wie ein buddhistischer Mönch, der frühmorgens still im Tempelgarten sitzt, während um ihn herum die Glocken läuten, Vögel zwitschern und der Tag langsam erwacht, und doch bleibt er bei sich, im Moment, ohne Eile, ohne Ablenkung.

Was Gelassenheit wirklich bedeutet

Gelassenheit ist keine Wellness-Behandlung. Sie ist ein innerer Zustand, eine Haltung.

Buddhisten nennen es „Gleichmut“, eine der vier „Unermesslichen Geisteshaltungen“ (neben Mitgefühl, Liebe und Mitfreude).

Gleichmut bedeutet: die Fähigkeit, in jeder Situation innerlich ruhig zu bleiben, weder in Euphorie noch in Panik zu verfallen. Es ist wie ein innerer Anker, der uns hält, auch wenn draußen Sturm ist. Und dieser Anker ist trainierbar.

Der berühmte vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh sagte einmal:

„Atme ein und beruhige deinen Körper. Atme aus und lächle. Verweile im gegenwärtigen Moment, es ist ein wunderbarer Moment.“

Klingt poetisch? Ist aber hochpraktisch, gerade im Berufsleben.

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Was kann HR tun, um mehr Gelassenheit im Arbeitsalltag zu ermöglichen?

  1. Reden wir über Gelassenheit – und meinen es ernst

Beginnt in der Kaffeeküche, setzt sich in Führungskräftetrainings fort und mündet idealerweise in den Werten des Unternehmens. Wenn wir Gelassenheit nur als Buzzword behandeln („Wir machen da jetzt so Achtsamkeits-Zeug“), verpufft sie schneller als der erste Morgenkaffee.

Zwei Mitarbeiter unterhalten sich.
Gelassenheit beginnt in der Kaffeeküche, indem offen über das Thema kommuniziert wird.

Doch wenn sie gelebt wird, durch respektvolle Kommunikation, realistische Ziele und das ehrliche Interesse an mentaler Gesundheit, dann wird sie zum kulturellen Gamechanger.

Deswegen fragen Sie sich einmal selber: Ist Gelassenheit bei Ihnen ein Gesprächsthema, oder ein Tabu hinter dem „Immer produktiv!“-Modus?

 

  1. Führungskräfte als Ruhepole – nicht als Dauerfeuerzeuge

Wir alle kennen sie, die Führungskräfte, die echte Energiebündel sind. Inspirierend, ja! Aber manchmal auch, sagen wir mal, elektrisierend im falschen Sinne. Denn oft kann dies wie eine Flasche Cola wirken, die man schüttelt, immer kurz vorm Überlaufen.

Das Problem dabei: Die Hektik färbte auf alle ab. Meetings können zum Sprint werden, To-dos zu Zeitbomben.

Zwei Mitarbeiter unterhalten sich.
Führung sollte wie ein Zen-Garten sein, der Ruhe ausstrahlt, klar ist und Gelassenheit vermittelt.

Führung heißt heute auch: der Zen-Garten im Großraumbüro sein. Ruhe ausstrahlen, Klarheit vermitteln, Gelassenheit vorleben, gerade in stressigen Zeiten.

HR kann hier ansetzen: durch gezielte Coachings, Reflexionsräume und die gute, alte Frage:

„Wie geht’s dir eigentlich WIRKLICH gerade?“

 

  1. Pausen als Power-Tool – nicht als Produktivitätslücke

Wir alle kennen außerdem auch diese Menschen, die stolz sagen: „Ich hab heute keine Pause gemacht, so viel zu tun.“

Als wäre das ein Orden. Dabei ist es eher ein Frühwarnsignal.

In Klöstern beispielsweise wird jede Tätigkeit, selbst das Abwaschen, bewusst getan. Nicht nebenbei, sondern mit voller Aufmerksamkeit. Was wäre, wenn wir auch Meetings mit einer Minute Stille beginnen würden? Oder Mittagspausen nicht zwischen zwei Mails durchquetschen, sondern, mal draußen im Park verbringen?

Pausen sind kein Luxus. Sie sind essenziell, wie Wartungsfenster für unser Gehirn. HR sollte sie als solche kommunizieren und strukturell ermöglichen. Ruheinseln, stille Räume, „Meeting-freie Mittwoche“. Kleine Maßnahmen, große Wirkung.

 

  1. Flexibilität ist der neue Maßanzug

Wer morgens lieber joggt, sollte nicht zum Daily Call um 8 gezwungen werden. Wer nachmittags produktiv ist, soll nicht um 15 Uhr mit Zwangspause ausgebremst werden. Gelassenheit braucht Spielräume.

Was kann HR tun? Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Vertrauenskultur, all das sind keine Nice-to-haves mehr, sondern der Treibstoff für Selbstbestimmung. Und Selbstbestimmung ist der Nährboden für Gelassenheit.

 

  1. Workshops, Kurse und vielleicht mal ein Schweigeretreat?

Natürlich braucht es manchmal externe Impulse. Vielleicht kein Klosteraufenthalt in Nepal, aber warum nicht mal einen Meditationskurs, ein Achtsamkeitstraining oder ein Vortrag über „Gelassenheit in stürmischen Zeiten“?

Oder aber auch einmal im Jahr eine sogenannte „Stille Woche“, keine internen Meetings, keine E-Mails vor 10. Es klingt radikal, aber es wirkt. Warum? Weil wir dadurch merken, wie laut der Alltag sonst ist.

 

Employer Branding durch Gelassenheit

Employer Branding durch Gelassenheit? Ja, das funktioniert!

Denn mal ehrlich: Wenn Sie heute eine Stellenanzeige lesen, die Gelassenheit nicht nur propagiert, sondern ermöglicht, wären Sie nicht auch sofort interessiert?

Gelassenheit ist mehr als ein Benefit. Sie ist ein Magnet für Talente, die keine Lust mehr haben auf Hamsterrad, aber auch nicht auf Stillstand. Menschen, die arbeiten wollen, mit Sinn, Fokus und einem gesunden Maß an Ruhe.

 

Fazit: Weniger „Höher, schneller, weiter“ – mehr „Einatmen. Ausatmen. Weitermachen.“

Vielleicht ist Gelassenheit das neue Gold der Arbeitswelt. Nicht als esoterischer Traum, sondern als ganz konkrete, erfahrbare Haltung.

Und HR hat den Schlüssel dazu in der Hand, durch mutige Gespräche, neue Strukturen und einen klaren kulturellen Kompass.

Denn am Ende geht’s nicht darum, dass wir alle zu Mönchen werden. Aber vielleicht darum, ab und zu wie einer zu denken.

Still. Klar. Mit beiden Füßen auf dem Boden und einem Lächeln im Gesicht. 🙂

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