Lebensarbeitszeitkonto: Die Zeitreise des Berufslebens

Frau liegt am Strand im Stuhl, vor ihr das tropische Meer

Inhalt

Stellen Sie sich vor, Ihr Berufsleben ist eine lange Reise. Manche Etappen sind geprägt von Sprintstrecken voller Überstunden, andere eher von gemächlichen Spaziergängen durch ruhigere Arbeitsphasen.

Was wäre, wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihre Zeit entlang dieser Reise flexibel umzubuchen?

Willkommen in der faszinierenden Destination des Lebensarbeitszeitkontos!

Ein Konto, das Zeit statt Geld spart

Während wir alle mit dem klassischen Bankkonto vertraut sind, auf dem wir Geld einzahlen und abheben, funktioniert ein Lebensarbeitszeitkonto (LAZ-Konto) nach einem ähnlichen Prinzip, nur, dass hier die Arbeitszeit die Hauptrolle spielt.

Jeder Überstunde, jedem Resturlaubstag oder jeder Prämie, die Sie nicht in klingender Münze, sondern in wertvoller Freizeit ansparen möchten, steht ein Platz auf diesem besonderen Konto offen.

Und das Beste:

  • Diese „Zeiteinlagen“ wachsen mit. Sie sind nicht auf ein Jahr oder ein Projekt beschränkt, sondern begleiten potenziell über Jahrzehnte. Sie können über Jahre oder gar Jahrzehnte angespart und flexibel genutzt werden, z.B. für ein Sabbatical, Pflegezeiten, Elternzeit oder den vorzeitigen Ruhestand.

 

Zeitwertkonto vs. Lebensarbeitszeitkonto – zwei Seiten einer Medaille

Bevor wir tiefer einsteigen, räumen wir mit einem oft gehörten Missverständnis auf. Denn das Lebensarbeitszeitkonto wird häufig synonym mit dem Zeitwertkonto verwendet. Tatsächlich ist das Lebensarbeitszeitkonto aber eine besondere Form des Zeitwertkontos.

Der Unterschied? Während das Zeitwertkonto vor allem auf mittelfristige Auszeiten wie Sabbaticals oder Elternzeiten abzielt, spielt das Lebensarbeitszeitkonto seine volle Stärke über die gesamte Erwerbsbiografie aus, mit dem Ziel, beispielsweise früher in Rente zu gehen oder längere Auszeiten einzulegen.

Wie funktioniert das Ganze?

Das Prinzip ist relativ einfach, die Umsetzung jedoch ein kleines Kunststück der Organisation.

Auf das Konto können eingezahlt werden:

  • Überstunden
  • Urlaubstage (die über den Mindesturlaub hinausgehen)
  • Teile des Gehalts
  • Sonderzahlungen und Boni

Diese Einlagen werden in einen sogenannten Zeitwert umgerechnet und in der Regel in Geld umgewandelt, das wiederum sicher angelegt wird.

Warum? Damit Sie später, wenn Sie das Zeitguthaben einlösen, sei es für ein Sabbatical oder den vorzeitigen Ruhestand, nicht nur Freizeit genießen, sondern auch finanziell abgesichert sind.

Das Guthaben bleibt steuer- und sozialabgabenfrei, bis es tatsächlich genutzt wird. In der Entnahmephase können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dann finanziell abgesichert freigestellt werden, während das sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis weiterläuft.

Ein Pluspunkt: Das Lebensarbeitszeitkonto schützt vor Versorgungslücken, da während der Freistellung weiterhin Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung bestehen bleiben.

 

Flexibilität à la Carte

Das Lebensarbeitszeitkonto ist der Joker im Kartenstapel moderner Arbeitszeitmodelle. Es erlaubt eine Flexibilität, die sonst nur schwer zu erreichen wäre:

  • Früher in Rente: Wer genug angespart hat, kann sich früher aus dem Erwerbsleben zurückziehen, ohne finanzielle Einbußen hinzunehmen.
  • Sabbaticals und Langzeiturlaube: Ob Weltreise, Pflege von Angehörigen oder Weiterbildung, das Zeitguthaben macht’s möglich.
  • Gleiten in die Rente: Statt abrupt aufzuhören, kann die Arbeitszeit sukzessive reduziert werden und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können so gleitend in den Ruhestand wechseln.

Ein Gewinn für beide Seiten

Nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren vom LAZ-Konto, auch Arbeitgeber gewinnen.

  • Sie können sich als moderner, attraktiver Arbeitgeber positionieren und die Mitarbeiterbindung erhöhen.

Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und dem Wunsch nach besserer Work-Life-Balance ist das ein unschätzbarer und wertvoller Vorteil.

Stolpersteine und was man beachten sollte

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die Verwaltung eines Lebensarbeitszeitkontos ist kein Selbstläufer. Es bedarf einer klaren rechtlichen und organisatorischen Grundlage.

Einige Punkte, die Unternehmen und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter im Blick behalten sollten:

  • Insolvenzsicherung: Damit die hart erarbeitete Zeit nicht verloren geht, muss das angesparte Guthaben insolvenzgesichert sein (z. B. durch Treuhandmodelle).
  • Vertragliche Regelungen: Vereinbarungen sollten eindeutig regeln, wer wann einzahlen darf, wie das Guthaben verzinst wird und was bei Kündigung oder Unternehmenswechsel geschieht.
  • Steuern und Sozialabgaben: Das LAZ-Konto ist kein steuerfreies Paradies. Abgaben fallen zwar erst bei der Auszahlung an, müssen aber frühzeitig bedacht werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Das Fundament des Lebensarbeitszeitkontos ist fest im Sozialgesetzbuch (SGB IV) verankert.

Dieses gesetzliche Korsett sorgt für Fairness und Transparenz und ist essenziell, wenn es um das Sparen von Lebenszeit geht.

Ein paar Punkte sind dabei unverzichtbar:

  • Schriftform: Jede Vereinbarung zum Wertguthaben muss schriftlich fixiert werden, um klare Verhältnisse zu schaffen.
  • Insolvenzsicherung: Das angesparte Guthaben darf im Falle einer Unternehmensinsolvenz nicht verloren gehen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Absicherung schützt „Zeitreserven“ zuverlässig.
  • Steuerliche Behandlung: Während der Ansparphase genießen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen steuer- und sozialabgabenfreien Aufbau des Guthabens. Erst wenn sie ihr Zeitguthaben in Anspruch nehmen, werden Steuern und Sozialabgaben fällig, ähnlich einer nachgelagerten Besteuerung.
  • Transparenzpflicht: Arbeitgeber sind verpflichtet, regelmäßig über den aktuellen Stand des Kontos der jeweiligen Mitarbeiterin oder des jeweiligen Mitarbeiters zu informieren. So behalten sie jederzeit die volle Übersicht.

Tipps zur Umsetzung

Ein Lebensarbeitszeitkonto entfaltet sein volles Potenzial, wenn es gut durchdacht und umsichtig geführt wird.

Diese Tipps helfen, ein Modell nachhaltig und erfolgreich umzusetzen:

  • Frühzeitig und strategisch planen: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollte sich bewusst machen, wofür sie ihr Guthaben ansparen möchten, sei es für eine längere Auszeit, den vorgezogenen Ruhestand oder zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.
  • Professionelle Beratung: Eine fachkundige Unterstützung von Steuerberatern und Juristen, um rechtliche Stolpersteine zu vermeiden und die Strategie optimal aufzusetzen, ist essenziell.
  • Präzise vertragliche Regelungen: Es sollten in einer schriftlichen Vereinbarung alle Details, von den möglichen Einzahlungsarten über die Bedingungen der Inanspruchnahme bis hin zur Abwicklung im Ernstfall, vereinbart werden.
  • Arbeitgeber als Partner: Ein Lebensarbeitszeitkonto ist dann besonders attraktiv, wenn der Arbeitgeber zusätzliche Einzahlungen leistet oder das Modell aktiv fördert. Hier sollten auch feste Regelungen vereinbart werden.
  • Kontinuierliche Kontrolle: Die regelmäßige Überprüfung des Kontostandes sollte ebenfalls passieren, um bei veränderten Lebenssituationen Anpassungen vorzunehmen.

Mit diesen Bausteinen wird die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten zu einem maßgeschneiderten Instrument für die Förderung von mehr Freiheit und Selbstbestimmung im Berufsleben sowie Attraktivität auf dem Arbeitgebermarkt.

 

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Der Blick in die Zukunft

In einer Arbeitswelt, die immer flexibler, digitaler und individueller wird, könnte das Lebensarbeitszeitkonto einen festen Platz einnehmen.

Es entspricht dem Zeitgeist einer Generation, die nicht nur in Jahren, sondern in Lebensqualität denkt. Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial und immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Chance, ihr Berufsleben aktiv zu gestalten.

Fazit: Ihr persönlicher Zeitkompass

Das Lebensarbeitszeitkonto ist also weit mehr als nur ein technisches Instrument zur Arbeitszeitflexibilisierung.

Es ist ein Symbol für Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Es bietet die Möglichkeit, das Berufsleben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihren eigenen Bedürfnissen zu gestalten, ob sie nun von einer Weltreise träumen, mehr Zeit für die Familie wünschen oder ihren Ruhestand in vollen Zügen genießen wollen.

In einer Welt, in der Zeit oft das kostbarste Gut ist, ermöglicht einem das Lebensarbeitszeitkonto, diese Ressource nicht nur zu managen, sondern aktiv zu gestalten.

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