Meeting im Morgenmantel – die Konstanzer Homeoffice-Studie

Eine Frau sitzt auf ihrem Sofa zuhause und arbeitet im Bademantel am Laptop mit einer Tasse in der Hand.

Inhalt

Erinnern Sie sich noch an März 2020? Die Welt wurde pandemisch, die Pendelwege wurden zu Fluren in der eigenen Wohnung, und unsere Katzen lernten mehr über Excel als ihnen lieb war. Plötzlich war das Homeoffice nicht mehr nur ein Privileg für IT-Nerds und Freiberufler, sondern der neue Standard für viele von uns.

Jetzt, fünf Jahre später, hat die Universität Konstanz mit ihrer aktuellen Homeoffice-Studie (April 2025) einen umfassenden Blick auf diese Transformation geworfen. Die Ergebnisse sind ebenso aufschlussreich wie unterhaltsam und zeigen, dass der Morgenmantel als Arbeitsoutfit durchaus seine Berechtigung hat.

Wir fassen zusammen. Was ist geblieben, was hat sich verändert, und was erwartet uns in Zukunft?

Was ist die Konstanzer Homeoffice-Studie?

Die Konstanzer Homeoffice-Studie ist keine schnelle Umfrage unter Latte-Macchiato-Trinkern, sondern eine fortlaufende, empirische Langzeiterhebung des Future of Work Lab an der Universität Konstanz.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Florian Kunze, Professor für Organizational Behavior, und seiner Mitarbeiterin Sophia Zimmermann analysiert das Forschungsteam seit März 2020, wie sich mobiles Arbeiten und Homeoffice auf verschiedene Aspekte des Arbeitslebens auswirken. Und das mit inzwischen über 18 Befragungsrunden und mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Welle.

Die Studie verfolgt das Ziel, die Auswirkungen von Homeoffice und mobilen Arbeitsformen auf:

  • Produktivität,
  • Engagement,
  • emotionale Erschöpfung und
  • soziale Isolation

zu untersuchen. Dabei werden sowohl die Perspektiven von Beschäftigten als auch von Führungskräften berücksichtigt.

Die Ergebnisse dieser Studie liefern nicht nur theoretische Einblicke, sondern reflektieren die realen Erfahrungen und Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Führungskräften. Sie zeigen, dass der Wechsel ins Homeoffice weit mehr ist als nur ein organisatorischer Trend. Denn es ist ein grundlegender Wandel in der Art und Weise, wie wir arbeiten, kommunizieren und uns miteinander verbinden.

 

Der Status quo: Wir sind angekommen, aber nicht alle gleichzeitig

Die Studie belegt, dass mobiles Arbeiten in unserer Arbeitswelt fest verankert ist. Im Schnitt wünschen sich Beschäftigte 2,77 Homeoffice-Tage pro Woche.

Dabei träumt fast niemand vom vollständigen Rückzug ins Homeoffice, nur rund ein Fünftel möchte nie mehr zurück ins Büro, wohingegen 75 % sich hybride Modelle wünschen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Wunsch nach Flexibilität deutlich vorhanden ist. Es ist ein klares Signal, dass die Vorstellung vom ständigen Pendeln ins Büro und der starren Präsenzpflicht zunehmend an Bedeutung verliert. Hybride Modelle sind mehr als ein Kompromiss, sie sind der neue Goldstandard.

 

Homeoffice oder Gehaltskürzung? Na, warum nicht beides?

Ein durchaus überraschendes Ergebnis der Studie betrifft die Bereitschaft, finanzielle Abstriche zugunsten von Homeoffice zu machen.

Vor allem jüngere Beschäftigte sind bereit, für mehr Flexibilität im Arbeitsort auf Geld zu verzichten. Laut der Studie sind 71 % der Befragten der Meinung, dass die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ein entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl ist. 2020 waren es noch 54 %.

Damit ist Homeoffice kein netter Benefit mehr, sondern ein echter Hygienefaktor. Wer keine Option für mobiles Arbeiten bietet, läuft Gefahr, potenzielle Talente zu verlieren.

 

Präsenzpflicht – Das Büro schlägt zurück?

Es gibt allerdings auch einen leisen Gegentrend.

In den letzten Monaten hieß es vermehrt: Rückkehr zur Präsenzpflicht.

Dem Trend folgten prominente, große Unternehmen, wie SAP, Amazon oder Volkswagen und führten die Präsenzpflicht zumindest teilweise wieder ein.

Entgegen diesem scheinbaren Trend zur Rückkehr zur Präsenzpflicht zeigt die Konstanzer Homeoffice-Studie nun, dass lediglich 19 % der Befragten einer verstärkten Anwesenheitspflicht im Unternehmen unterliegen, was durchaus ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (22 %) ist.

Dieser Trend ist demnach zwar leicht rückläufig im Vergleich zum Vorjahr, aber dennoch ein deutlicher Indikator, dass nicht alle Unternehmen dem Homeoffice zugeneigt sind.

In vielen Unternehmen heißt es beispielsweise: „Homeoffice ist nur nach Absprache mit der Führungskraft erlaubt.“

Solche Maßnahmen wirken wie ein Versuch, die Kontrolle zurückzuerlangen, es ist ein Ansatz, der also oft auf Widerstand stoßen kann und nicht immer das gewünschte Vertrauen fördert.

 

Emotionale Erschöpfung: Das Büro macht müde

Ein besonders alarmierendes Ergebnis der Studie ist, dass Beschäftigte mit Präsenzpflicht deutlich häufiger emotional erschöpft (38 %) als jene ohne (21 %) sind.

Mann im Büro ist erschöpft an seinem Schreibtisch.
Beschäftigte mit Präsenzpflicht sind häufiger emotional erschöpft als jene ohne.

Dabei ist die wahrgenommene Produktivität in beiden Gruppen gleich.

Dies zeigt, dass die Ursache für Erschöpfung oft nicht die Arbeit selbst ist, sondern die Umstände darum herum.

    • Pendelverkehr
    • Unflexible Arbeitszeiten
    • Starre Bürostrukturen

Vor allem der Weg ins Büro ist längst kein entspannter Spaziergang mehr, sondern wird von vielen als zusätzlicher Stressfaktor wahrgenommen.

 

Führungskräfte: Vom Kontrollverlust zur Erkenntnis

In den frühen Pandemiezeiten war Homeoffice für viele Führungskräfte ein Albtraum.

Warum? Keine Kontrolle! Keine spontanen Tür-und-Angel-Gespräche, keine Chance, herauszufinden, wer heimlich um 11 Uhr joggen geht.

Doch diese Skepsis nimmt zum Glück ab. 2025 glauben nur noch 24 % der Führungskräfte, dass Homeoffice zu Kommunikationsproblemen führt, im Vergleich zu 43 % im Vorjahr.

Konstanzer Homeoffice Studie, sicht der Führungskräfte auf Präsenzpflicht
Bild: Konstanzer Homeoffice-Studie 2025 – Entwicklung der Haltung von Führungskräften zeigt positiven Trend

Diese Entwicklung sollte Führungskräften klar machen, dass Vertrauen und Flexibilität nicht nur der Mitarbeitermotivation zugutekommen, sondern auch der Unternehmensleistung.

Kurz und knapp: Vertrauen ist das neue Micromanagement. Führung wird nicht abgeschafft, aber endlich neu gedacht.

 

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Bewerbungsrealität: Ohne Homeoffice keine Bewerbung

Die Konstanzer Studie zeigt auch, dass Homeoffice längst Teil der „Must-haves“ in Stellenausschreibungen ist. Fehlt es, wird das Jobangebot von vielen nicht einmal mehr angeklickt.

Besonders in der IT und Wissensarbeit ist das mittlerweile Standard.

Für Unternehmen bedeutet das, wer Fachkräfte sucht, muss flexibel sein, oder eben ewig suchen.

 

Der neue Arbeitsalltag: Homeoffice ist keine Ausnahme mehr

Die Studie verdeutlicht, dass mobiles Arbeiten kein vorübergehendes Phänomen während der Corona-Krise war, sondern schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Und auch das ist es kein Geheimnis mehr: Wer auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchte, muss flexible, hybride Arbeitsmodelle anbieten, die sowohl die Vorteile des Homeoffice als auch die des Büroalltags miteinander verbinden.

Doch: Nicht alles ist perfekt. Homeoffice kann isolieren. Es fehlen soziale Kontakte, der persönliche Austausch, der kurze Flurfunk, die spontane Idee an der Kaffeemaschine.

Daher funktioniert das Modell „Hybrid“ so gut. Es vereint das Beste aus beiden Welten, Konzentration zu Hause, Teamgeist und kreativer Austausch im Büro.

 

Fazit: Meeting im Morgenmantel ist normal

Die Konstanzer Homeoffice-Studie zeigt ganz klar, dass die Arbeitswelt nach der Pandemie nicht mehr gleich ist.

Präsenzpflicht ist nicht mehr „angesagt“. Stattdessen setzen sich flexible, hybride Modelle durch, die auf Vertrauen und Eigenverantwortung bauen und die Erkenntnis, dass es mehr braucht als nur Präsenz, um produktiv zu arbeiten.

Und mal ehrlich: Ein bisschen Jogginghose hat noch niemandem geschadet. Meeting im Morgenmantel? Für viele ist es mittlerweile der produktivste Teil des Tages.

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