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Bewerbungsprozess – Sind Anschreiben noch zeitgemäß?
Das Motivationsschreibein findet immer seltener Platz im Bewerbungsprozess.

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Früher waren Anschreiben ein unverzichtbarer Bestandteil von Bewerbungen, heutzutage hingegen werden sie von immer weniger Unternehmen verlangt. Die Bedeutung von Anschreiben im Bewerbungsprozess wird schon seit Längerem kontrovers diskutiert. Viele Recruiterinnen und Recruiter gaben bereits in den vergangenen Jahren an, dass sie oft nicht genug Zeit hätten, um Anschreiben zu lesen, und ihnen daher wenig Gewicht beimessen.

Angesichts dieser Einstellung ist es nur logisch, dass Unternehmen auf Anschreiben verzichten. Aber waren Anschreiben wirklich nur eine lästige Pflicht oder hatten sie einen echten Mehrwert für Bewerberinnen und Bewerber sowie für die Personalabteilungen?

So ist der Stand der Dinge

Es ist wohl kein Geheimnis mehr, dass das traditionelle Bewerbungsschreiben ausstirbt. Bereits im Jahr 2022 bestand nur noch jedes fünfte Unternehmen im DAX 40 darauf. Bei Start-ups war dieser Trend noch deutlicher zu erkennen. Lediglich 9 % von ihnen verlangten ein formelles Anschreiben als obligatorischen Bestandteil des Bewerbungsprozesses.

Der Trend, das Anschreiben wegzulassen, setzt sich also schon seit längerer Zeit durch. Interessanterweise zeichnete sich zu dieser Zeit ein weiterer Trend ab, das einst unverzichtbare Zeugnis scheint nicht mehr gewollt.

Unter den untersuchten Start-ups boten lediglich 26 % die Möglichkeit, Zeugnisse zusätzlich hochzuladen. Ein einziges Start-up von 50 Untersuchten forderte es verpflichtend an. Und auch bei Großkonzernen ist der Zwang zur Vorlage von Zeugnissen nicht mehr so stark ausgeprägt. Bei lediglich 12,5 % der untersuchten Unternehmen war es Pflicht.

Das spricht gegen das Anschreiben

Zunächst einmal lohnt es sich, in die Vergangenheit zu schauen. Dass der Bewerbungsprozess ohne Anschreiben Einzug in die deutsche Unternehmenslandschaft erhielt, ist auf die Deutsche Bahn zurückzuführen. Im Jahr 2019 verkündete die Deutsche Bahn, dass sie ab sofort auf das Anschreiben verzichtet. Das Medienecho war groß. Noch etwas größer sogar, als bekannt wurde, dass die Deutsche Bahn fast umgehend 10 % mehr Bewerbungen erhielt.

Ob allein das Weglassen des Anschreibens für diese Steigerung verantwortlich war oder ob auch die breite Berichterstattung in den Medien dazu beitrug, wurde nicht untersucht. Daher bleibt fraglich, ob der gesamte Anstieg ausschließlich dem Weglassen des Anschreibens zuzuschreiben ist. Dass die Maßnahme allerdings erfolgreich war, ist wohl kaum zu leugnen.

Effizienz

Da Recruiterinnen und Recruiter keine Anschreiben lesen müssen, sparen sie Zeit und können sich effizienter durch eine größere Anzahl von Bewerbungen arbeiten.

Fähigkeiten im Mittelpunkt

Ist es wirklich wichtig, ob ein Programmierer wortgewandt ist? Vermutlich nicht. Dennoch kann ein schlecht formuliertes Anschreiben einen negativen Eindruck hinterlassen. Dieser erste Eindruck entscheidet darüber, ob jemand eingestellt wird oder nicht. Ohne Anschreiben hingegen werden lediglich die Fähigkeiten bewertet, die im Zeugnis oder Lebenslauf dargestellt sind.

Barrierefreiheit

Insbesondere junge Menschen bevorzugen einen unkomplizierten und zügigen Bewerbungsprozess. Sie sind oft nicht gewillt, ein Anschreiben zu verfassen. Wird das trotzdem verlangt, verliert man während des Prozesses viele Talente.

Das spricht für ein Anschreiben

Motivation

Das Verfassen von Anschreiben ist für die meisten Menschen keine besonders angenehme Aufgabe. Daher kann ein gut formuliertes Anschreiben auch ein Hinweis darauf sein, dass Bewerberinnen und Bewerber ein wahres Interesse an der Stelle haben.

Mangel an Kontext

Ein Lebenslauf gibt einen Überblick über die beruflichen Stationen der Bewerberinnen und Bewerber. In den meisten Fällen reicht das aus. Dennoch gibt es gelegentlich spezielle Situationen, die Lücken im Lebenslauf aufzeigen. Ohne ein Anschreiben können weder diese Lücken noch andere Besonderheiten erklärt werden.

Abwechslungsreiche Anschreiben

Niemand liest gerne unkreative, standardisierte Anschreiben. Die darin enthaltenen Floskeln wiederholen sich ständig, und nachdem man die ersten Anschreiben gelesen hat, kann man schon fast nicht mehr sagen, welches Anschreiben zu welcher Bewerberin bzw. zu welchem Bewerber gehört. Wenn jedoch ein kreatives Anschreiben auffällt, können darin Fähigkeiten erkennbar sein, die besonders in kreativen Berufen für die Entscheidungsfindung relevant sein können.

Haben Unternehmen überhaupt eine Wahl?

Die Gegenüberstellung von Argumenten für oder gegen das Anschreiben suggeriert die Annahme, dass Unternehmen diese sorgfältig abwägen und sich für die bessere Option entscheiden könnten.

In der Theorie ist das richtig. Da sich jedoch der Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt wandelt, sollte auch dieser Umstand bei der Abwägung der Argumente berücksichtigt werden.

Es gibt außerdem Alternativen, die nicht so ein großes Hindernis darstellen wie ein Anschreiben und darüber hinaus zielführender für Unternehmen sind.

Viele Unternehmen setzen bereits auf gezielte Fragen, die sie in den Bewerbungsprozess integrieren. Dadurch müssen sich Bewerberinnen und Bewerber nicht selbst loben und in Floskeln verlieren. Zudem erhalten Unternehmen die Informationen, die sie wirklich benötigen.

Im Ausland ist dieser Ansatz bereits Normalität, und auch bei großen Konzernen in Deutschland wird solch ein Fragenkatalog mittlerweile flächendeckend eingesetzt.

Weitere Alternativen

Neben dem Fragebogen setzen einige Unternehmen auf kreative Videobewerbungen oder Planspiele. Auch dieser Weg dient einer zielgerichteten Akquise von Talenten. Da sie allerdings mit großem Aufwand verbunden sind, darf an dieser Stelle bezweifelt werden, dass sie dem Trend des barrierefreien Bewerbungsprozesses gerecht werden.

Fazit

Sowohl für Bewerbungen mit Anschreiben als auch für Bewerbungen ohne Anschreiben gibt es gute Argumente. Das Problem liegt jedoch im Wandel des Arbeitsmarktes, der das Rennen zu einem ungleichen Wettbewerb macht.

Unternehmen, die dringend Fachkräfte suchen, kommen oftmals nicht umhin, auf das Anschreiben zu verzichten. Glücklicherweise bieten sowohl große Jobbörsen als auch digitale Bewerbermanagementsysteme die Möglichkeit, Fragebögen zu erstellen. Da diese Fragebögen nicht als große Hürde angesehen werden, stellen sie eine optimale Möglichkeit dar, notwendige Informationen zu erhalten, ohne Bewerberinnen und Bewerber abzuschrecken.



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