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Homeoffice – Gut, schlecht oder einfach egal?
Das Homeoffice sorgt für zufriedenere und gesündere Mitarbeiter.

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Kaum ein Thema wird in Deutschland so häufig und emotional diskutiert wie das Thema Homeoffice. Die Meinungen dazu könnten kaum unterschiedlicher sein. Wolfgang Krupp betrachtet Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Homeoffice tätig sind, als unwichtig. Carsten Maschmeyer hingegen sieht im Homeoffice den Retter des deutschen Mittelstandes, da man die Möglichkeit hat, im Silicon Valley zu wildern und Robert Habeck möchte das Recht auf Homeoffice gesetzlich verankern.

Emotionale Antworten auf alle Vorstöße wurden mittlerweile zu Genüge gegeben, weswegen wir uns an dieser Stelle rein rational mit der Frage beschäftigen möchten: Wem und was bringt das Homeoffice tatsächlich etwas?

Homeoffice als Bedingung

Die Veränderungen der Zeit sind wohl bei kaum einem Thema so offensichtlich wie beim Homeoffice. Während es 2018 für die meisten Menschen noch undenkbar war, längere Zeit nicht am Arbeitsplatz zu erscheinen, hat die Pandemie diese Vorstellung schlagartig verändert. Homeoffice wurde zur neuen Normalität, die nicht mehr rückgängig zu machen ist, sondern sich weiterentwickelt. Im Jahr 2021 hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach zwei Jahren Pandemie erstmals wieder die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie von zu Hause aus arbeiten möchten. Etwa 50 % gaben damals an, zumindest zeitweise im Homeoffice bleiben zu wollen. Während Ökonomen und Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer in den letzten zwei Jahren darüber debattierten, ob Homeoffice für die Unternehmenswelt überhaupt vorteilhaft ist, stieg der Anteil derjenigen, die im Homeoffice arbeiten möchten, weiter an und erreichte im Jahr 2023 59 %.

Diese Zahl sollte alle Gegner des Homeoffice alarmieren. Denn nicht nur der Wunsch, im Homeoffice zu bleiben, nimmt zu, sondern auch die Konsequenzen werden deutlicher. Laut einer Studie der TU Darmstadt gaben 24 % der Befragten an, ihren Job kündigen zu wollen, wenn die Möglichkeit des Homeoffice entfällt. Nur 57 % erklärten, in diesem Fall nicht kündigen zu wollen. Die Studie verdeutlicht zudem, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „Remote Work als einen fundamentalen gesellschaftlichen Zugewinn [betrachten], der zukünftig für sie nicht mehr verhandelbar ist“. Anders ausgedrückt: Unternehmen, die die Möglichkeit des Homeoffice nicht anbieten, werden von einem erheblichen Teil der Erwerbstätigen nicht mehr als ernsthafte Option wahrgenommen.

Effizienz und Produktivität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Viele Unternehmen betrachten allerdings nicht zwangsläufig die Wünsche ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als den relevantesten Faktor für Änderungen der Unternehmenslandschaft. Letztendlich stehen die Wirtschaftlichkeit und der Erfolg des Unternehmens zu Recht im Vordergrund.

Ein aussagekräftigerer Indikator ist jedoch, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre eigene Produktivität bewerten. Laut einer Umfrage geben 76 % der Befragten an, im Homeoffice produktiv zu arbeiten, während dies im Büro nur für 61 % zutrifft. Etwa 20 % empfinden ihre Arbeit im Büro als gänzlich unproduktiv, während dieser Wert im Homeoffice bei 11 % liegt. Es ist jedoch menschlich, seinen bevorzugten Ort, in diesem Fall das Homeoffice, wohlwollender zu bewerten als das Büro.

Der tatsächliche Produktivitätszuwachs ist hier schon ein besserer Maßstab als die subjektive Einschätzung der Produktivität. Eine weitere Studie der TU Darmstadt untersuchte 2021 genau das und kam zu dem Schluss, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice durchschnittlich 13 % produktiver arbeiten als im Büro. Ein Wert, der die subjektive Wahrnehmung unterstützt. Allerdings gilt er nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht für das Unternehmen als Ganzes.

Nun sollte man annehmen können, dass produktivere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu beitragen, dass das ganze Unternehmen produktiver wird.

Kleiner Spoiler: Tun sie nicht!

Produktivitätszuwachs bei Unternehmen – Fehlanzeige

Die Federal Reserve Bank of San Francisco hat im Jahr 2023 eine Studie zur Gesamtproduktivität von Unternehmen durchgeführt, die den Zeitraum von 2020 bis 2023 untersuchte. Alle beteiligten Unternehmen hatten sich in dieser Zeitspanne bereits stark an die Remote Work angepasst.

Die Untersuchung erstreckte sich über 43 Branchen, darunter die chemische Industrie, der Einzelhandel, die IT-Branche und das Gastgewerbe. Die Studie kam zu dem Schluss, dass „es kaum Anzeichen dafür [gibt], dass die Verlagerung vom Büro zur Homeoffice- und Hybrid Arbeit das Produktivitätswachstum erheblich gebremst oder angekurbelt hat.“

Es konnte lediglich ein geringer statistischer Zusammenhang zwischen der Produktivität und der Häufigkeit von Remote Work festgestellt werden. Anders ausgedrückt spielt für die Produktivität und damit für das Wachstum und den Erfolg des Unternehmens eine untergeordnete Rolle, an welchem Ort Arbeit erledigt werden kann.

Homeoffice verringert Burn- und Boreout

Die bereits zitierte Studie der TU Darmstadt zeigt auch, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von zu Hause aus arbeiten, zufriedener sind. 81 % der Befragten gaben an, insgesamt mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein, während im Büro nur 57 % diese Zufriedenheit äußerten.

Die Zufriedenheit hängt direkt mit dem gewählten Wohnort zusammen. Je dezentraler Personen leben, desto glücklicher sind sie über die Möglichkeit des Homeoffices. In städtischen Gebieten liegt die Zustimmungsquote bei 69 %, während sie bei Dorfbewohnerinnen und -bewohnern 90 % beträgt.

Nicht nur die Zufriedenheit profitiert vom Homeoffice, sondern auch die psychosoziale Gesundheit der Beschäftigten. In derselben Studie gaben knapp 33 % der Befragten an, unter einem Burnout zu leiden, während 18 % von einem Boreout betroffen sind. Beide Werte nahmen signifikant ab, je mehr Stunden die Befragten im Homeoffice verbringen durften.

Fazit

Die zahlreichen Vorteile des Homeoffice werden bedauerlicherweise in Diskussionen oft vernachlässigt, unabhängig davon, ob man für oder gegen die Arbeit von zu Hause ist. Die Tatsache, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesünder, zufriedener und produktiver sind, sollte eigentlich Anlass genug sein, die Möglichkeit des Homeoffice anzubieten – wie es auch zweifelsohne die meisten Unternehmen tun, auch wenn die Zahl der Unternehmen, die versuchen, wieder vollumfänglich auf Präsenzarbeit umzustellen, steigt.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, der die Möglichkeit hat, ausschließlich von zu Hause aus arbeiten sollte. Ein ausgewogenes Hybrid-Modell scheint für viele Unternehmen das Mittel der Wahl zu sein, da neben der Produktivität auch das Zugehörigkeitsgefühl und der Teamgeist bewahrt werden sollten.

Dennoch sind die Vorteile, einige Tage im Homeoffice zu verbringen, so vielfältig, dass man sie nicht ausblenden sollte. Lediglich der ausbleibende Produktivitätszuwachs könnte von Gegnern des Homeoffice als Argument in die Diskussion eingebracht werden. Allerdings ist dieses Argument hinfällig, da die Produktivität weder steigt noch sinkt.

Ganz abgesehen von den Vor- und Nachteilen – ist es für Unternehmen wirklich sinnvoll, das Risiko einzugehen, dass sie für Fachkräfte unattraktiv werden, nur weil sie kein Homeoffice anbieten, obwohl die Pandemie bereits gezeigt hat, dass diese Arbeitsweise erfolgreich umgesetzt werden kann?

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