Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein luxuriöses All inclusive-Resort. Die Sonne scheint, das Buffet ist reich gedeckt und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt exotische Früchte, herzhafte Spezialitäten und eine große Auswahl an Cocktails mit oder ohne Alkohol. Jeder Gast findet hier genau das, was ihm schmeckt.
Genauso kann ein Arbeitsplatz sein, der Diversität und Inklusion lebt. Ein Ort, an dem sich alle willkommen fühlen und ihre individuellen Stärken einbringen können.
Doch während sich viele Menschen einen solchen Traumurlaub gönnen, bleibt Diversität und Inklusion am Arbeitsplatz oft noch eine Wunschvorstellung. Mit jedem Jobtitel, jeder Position, Rolle oder Stellenbeschreibung definieren wir im Vorfeld schon ziemlich stark, wie die perfekte Kandidatin oder der perfekte Kandidat sein soll und was sie oder er können muss.
Dabei zeigen Studien, dass Unternehmen, die Vielfalt fördern, nicht nur wirtschaftlich erfolgreicher, sondern auch innovativer und attraktiver für Talente sind. Zeit also, den Arbeitsplatz in ein All inclusive-Resort zu verwandeln!
Vielfalt als Erfolgsfaktor: Das bunte Buffet der Talente
In einem All inclusive Urlaub schätzen wir die Vielfalt der Angebote, von exotischen Speisen bis hin zu abwechslungsreichen Freizeitaktivitäten. Ähnlich verhält es sich am Arbeitsplatz. Unternehmen mit vielfältigen Teams profitieren von kreativeren Lösungen, besseren Entscheidungsprozessen und einer höheren Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Märkte.
Laut einer McKinsey-Studie sind Unternehmen mit hoher Diversität 35 % wahrscheinlicher überdurchschnittlich profitabel. Eine weitere Studie von der Boston Consulting Group zeigt, dass diverse Teams eine um 19 % höhere Innovationskraft haben.
Warum? Weil unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen den Horizont erweitern und neue Ideen fördern.
Diversity bedeutet aber nicht nur verschiedene kulturelle Hintergründe.
Es geht auch um:
- Geschlecht
- Alter
- sexuelle Orientierung
- Behinderungen
- soziale Herkunft
- und viele weitere Dimensionen.
Genau wie in einem gut geführten Resort müssen alle Bedürfnisse berücksichtigt werden, damit jeder Gast beziehungsweise Mitarbeiterin oder Mitarbeiter sich wohlfühlt.
Während wir bisher aber nur die offensichtlichen Diversitätsdimensionen angesprochen haben, spricht Diversität auch die Vielfalt der nicht sichtbaren Merkmale an.
Hier geht es darum, wie Menschen:
- denken
- kommunizieren
- arbeiten
Und das ganze basierend auf ihren:
- individuellen Fähigkeiten
- individuellen Erfahrungen
- individuell gelebten Werten
Also kurz gesagt: Es geht um die Persönlichkeit.
Debatten und Beispiele aus der Praxis
Die Diskussion über Diversität ist vielfältig, eine Frage, die immer wieder auftaucht, ist, ob Diversity zunehmend weiblich wird?
So hat unter anderem auch die Deutsche Bahn bereits 2021 ein Karrieremanagement-Programm für Frauen ins Leben gerufen. Das Ziel war, dass bis 2024 30 % der Führungspositionen von Frauen besetzt werden sollen. Doch es ging nicht nur um reine Frauenförderung, vielmehr sollte ein generell vielfältigeres Miteinander geschaffen werden.
Einige Konzerne setzen aber auch gezielt auf die Unterstützung von Vätern. SAP beispielsweise ermöglicht seit September 2023 sechs Wochen bezahlten Urlaub für frischgebackene Väter. Ein weiteres Vorbild ist Henkel, das als erstes DAX-40-Unternehmen Anfang 2024 weltweit acht Wochen Elternzeit bei vollem Gehalt eingeführt hat. Diese Maßnahmen zeigen, dass Diversity nicht nur eine Frage des Geschlechts ist, sondern auch Familienfreundlichkeit und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz umfasst.
Altersdiskriminierung als weiteres großes Thema
Oft wird ein gewisses Alter mit einer bestimmten beruflichen Expertise gleichgesetzt, Karrierestufen wie „Junior“ oder „Senior“ spiegeln diese Annahme eindeutig wider.
Dadurch stoßen jüngere Generationen häufig auf Vorurteile. Wie Yaël Meier in einem LinkedIn Post schreibt, gibt jeder vierte Vertreter der Gen Z an, bereits altersdiskriminiert worden zu sein und mehr als ein Drittel der jungen Befragten fühlt sich im Job nicht ernst genommen.
Appinio untermauert diese Annahme. In einer Umfrage mit 1000 berufstätige Personen zwischen 16 bis 25 Jahren gaben ganze 72 % an, dass sie nicht wegen ihrer mangelnden Fähigkeiten, sondern wegen ihres Alters nicht ernst genommen werden.
Dies zeigt, dass Unternehmen dringend an einer altersübergreifenden, fairen Unternehmenskultur arbeiten müssen, in der Expertise nicht nur in Jahren, sondern in Kompetenzen gemessen wird.
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Gemeinsam unter Palmen: Die Vorteile vielfältiger Teams
Wie bei einem Spaziergang entlang eines traumhaften Sandstrandes, wo bunte Muscheln den Weg schmücken, bereichern diverse Teams das Unternehmen auf vielfältige Weise:
Innovationskraft: Unterschiedliche Denkweisen führen zu kreativen Lösungen und fördern die Innovationsfähigkeit. Ein Team, das aus Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen besteht, kann globale Trends besser verstehen und schneller auf Marktveränderungen reagieren.
Bessere Entscheidungsfindung: Laut einer Harvard-Studie treffen diverse Teams fundiertere Entscheidungen. Wenn verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, Risiken besser einzuschätzen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Kundenverständnis: Eine vielfältige Belegschaft kann besser auf die Bedürfnisse einer heterogenen Kundschaft eingehen. Beispielsweise kann ein international aufgestelltes Team besser nachvollziehen, welche Werbebotschaften in unterschiedlichen Kulturen funktionieren und welche nicht.
Attraktivität als Arbeitgeber: Unternehmen, die Diversität fördern, ziehen talentierte Fachkräfte an, die sich in einer inklusiven Umgebung willkommen fühlen. Gerade die junge Generation legt großen Wert auf ein offenes und diverses Arbeitsumfeld.
Herausforderungen meistern: Kein Urlaub ohne Planung
Natürlich bringt auch der schönste Urlaub Herausforderungen mit sich, sei es die Sprachbarriere oder die Anpassung an lokale Gepflogenheiten.
Genauso ist es mit Diversität am Arbeitsplatz. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Sichtweisen können zu Missverständnissen führen. Damit die Zusammenarbeit gelingt, braucht es klare Regeln und eine offene Kommunikation und vor allem eine gute Planung.
Ein häufiges Problem ist beispielsweise der sogenannte Unconscious Bias, welcher unbewusste Vorurteile, die unsere Entscheidungen beeinflussen, beschreibt. Studien zeigen, dass Menschen oft unbewusst diejenigen bevorzugen, die ihnen ähnlich sind. Das kann dazu führen, dass Vielfalt nicht wirklich gefördert wird, obwohl die Absicht besteht.
Hier helfen Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen. Viele Unternehmen setzen mittlerweile auf Diversity Trainings, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unbewusste Vorurteile zu sensibilisieren. Auch inklusive Sprache spielt eine große Rolle. Worte schaffen Realität. Wenn sich alle wertgeschätzt fühlen, steigen die Motivation und damit auch die Produktivität.
Reiseleitung gefragt: Führungskräfte als Wegweiser
Führungskräfte sollten als Vorbilder agieren und eine Kultur der Gleichberechtigung und Inklusion fördern. Sie spielen eine Schlüsselrolle dabei, Vorurteile abzubauen und ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt geschätzt wird.
Als Vorbilder sollten sie in jedem Teammitglied nicht nur eine Arbeitskraft sehen, sondern auch den Menschen mit der individuellen Persönlichkeit. Daher zählt:
Vorbild sein: Wer Vielfalt predigt, sollte sie auch leben, sei es durch bewusste Förderung von Frauen in Führungspositionen oder durch die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit verschiedenen kulturellen Hintergründen.
Feedback einholen: Führungskräfte sollten regelmäßig mit ihren Teams über Inklusion sprechen und offen für Verbesserungsvorschläge sein.
Strukturen schaffen: Eine diverse Unternehmenskultur entsteht nicht von selbst. Klare Regeln für Gleichberechtigung, anonyme Bewerbungsverfahren oder Diversitäts-Kennzahlen helfen, Fortschritte messbar zu machen.
Das bedeutet auch, dass Führungskräfte keinesfalls ein herablassendes oder respektloses Verhalten sowie unfaire Behandlung und mangelnde Anerkennung bzw. Wertschätzung an den Tag legen sollten.
Diversität sollte nicht nur eingeführt, sondern auch trainiert werden und das gilt genau so für Führungskräfte. Es muss gelernt werden, mit Individualität richtig und verständnisvoll umzugehen, ihr den angemessenen Raum in der Arbeitswelt einzuräumen und sie positiv einzusetzen.
Fazit: Der Arbeitsplatz als Traumdestination
Ein inklusiver Arbeitsplatz ist wie ein perfekter All inclusive Urlaub – vielfältig, einladend und bereichernd. Indem Unternehmen Diversität fördern und eine Kultur der Inklusion schaffen, profitieren sie von den individuellen Stärken ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und schaffen ein Umfeld, in dem jede und jeder ihr oder sein Potenzial entfalten kann.
Die Zukunft gehört den Unternehmen, die Vielfalt als Stärke erkennen und gezielt fördern.
Es reicht nicht, nur von Diversity zu sprechen, es geht darum, sie aktiv zu leben. Denn ein Arbeitsplatz, an dem sich alle willkommen fühlen, wird nicht nur erfolgreicher, sondern auch menschlicher. Und das ist doch ein Ziel, für das es sich lohnt, die Koffer zu packen oder in diesem Fall das Unternehmen umzugestalten.